Wahrendorf, Herbert
geb. 29.08.1919 Magdeburg,
gest. 21.02.1993 Vogelsang bei Gommern,
Lehrer, Schuldirektor, Stadtverordneter, Oberstudienrat.

W., Kind einer Arbeiterfamilie, begann nach dem Schulabschluß eine Lehre als Kaufmann, nahm aber 1945 eine Neulehrerausbildung auf, die er mit der ersten und zweiten Lehrerprüfung abschloß. Später legte er das Staatsexamen in Geschichte ab. Bis 1949 war W. Lehrer an der Salbker Grundschule, danach Schulleiter der Geschwister-Scholl-Schule Buckau, die 1951 unter seiner Leitung zu einer der ersten Zehnklassenschulen in Magdeburg geformt wurde. 1953 baute W. als Direktor die Kinder- und Jugendsportschule Magdeburg (KJS) auf, die unter seiner Leitung 1957 und 1959 als beste KJS ausgezeichnet und mehrmals beste KJS bei den zentralen Sportfesten wurde. Als dienstältester KJS-Direktor der DDR erwarb er sich besondere Anerkennung für seine Bemühungen um gute Lernergebnisse und seine engen Kontakte zu den Eltern der Schülerinnen und Schüler. Auch sein Engagement für die kulturelle Betätigung der Schüler, z. B. im Schulchor, in enger Verbindung mit der schulischen und sportlichen Ausbildung wurde von Schülern, Eltern und Lehrern gleichermaßen gewürdigt. W. gilt als “Vater” der 1955 ins Leben gerufenen Hallensportfeste der Magdeburger Schulen, die national und international einen ausgezeichneten Ruf hatten. Aus der KJS Magdeburg gingen in den unterschiedlichsten Bereichen in der Wirtschaft, im Sport als erfolgreiche Trainer sowie in akademischen Berufen viele anerkannte Persönlichkeiten hervor, u. a. fünf Professoren in verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Während seiner Zeit als Direktor wurden von Schülern und ehemaligen Schülern als Mitglieder des Sportclubs Magdeburg (SCM) und des 1. Fußball-Clubs Magdeburg (1. FCM) bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Europapokalwettbewerben und Olympischen Spielen in den Sportarten Schwimmen, Rudern, Kanu, Leichtathletik, Hand- und Fußball zahlreiche Gold-, Silber- und Bronzemedaillen erworben. Mit diesen Leistungen haben die Sportler Magdeburg als Sportstadt international bekannt gemacht. W. hielt als Direktor der KJS und in seinen unterschiedlichen Funktionen engen Kontakt zu den Absolventen seiner Schule und zu den Trainern des SCM, hier besonders zu den erfolgreichen Handballtrainern Bernhard Kandula und Klaus Miesner. Von 1961 bis 1990 war W. Abgeordneter der Magdeburger Stadtverordnetenversammlung, er leitete 1961–65 die Ständige Kommission für Körperkultur und Sport und war danach bis 1990 Vorsitzender der Ständigen Kommission für Volksbildung. Anläßlich seines 60. Geburtstag trug er sich in das Ehrenbuch der Stadt Magdeburg ein. Bis 1985 war W. erfolgreich als Direktor tätig. Für seine Leistungen wurde er 1958 als erster Verdienter Lehrer des Volkes in Magdeburg und mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze und Silber ausgezeichnet. 1974 erhielt er die höchste Auszeichnung des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR, die Friedrich-Ludwig-Jahn-Medaille. Auch als Leistungssportler hat sich W. einen Namen gemacht. Als Feldhandballer holte er schon 1949 mit seiner Mannschaft, der Betriebssportgemeinschaft Buckau-Wolf (BSG), später Motor Südost, den ostdeutschen Meistertitel nach Magdeburg. Er spielte ab 1950 achtmal in der ostdeutschen bzw. DDR-Auswahl als Kapitän und 16 mal in der Auswahl des Landes Sachsen-Anhalt. Nach einer schweren Sportverletzung mußte er seine sportliche Laufbahn beenden. 1966 wurde W. zum Vizepräsidenten des Handballverbandes der DDR gewählt. Er gründete 1953 die BSG Einheit Pädagogik Magdeburg. Von der Gründung des SCM 1955 an war W. bis 1989 Vorstandsmitglied und danach Vizepräsident. 1992 gründete er den Ältestenrat des SCM und war bis zu seinem Tode dessen Vorsitzender.

Nachlaß: Schulmuseum Magdeburg.

Literatur: N. N., Unser Porträt: H. W., in: Handball 25, 1955 (B); N. N., Das Profil, in: Volksstimme Magdeburg vom 12.04.1958 (B); Ulrich Behrens, Sportler und Pädagoge, in: Magdeburger Zeitung vom 06.11.1964 (B); N. N. , Ein Hallensportfest feiert Jubiläum, in: Volksstimme Magdeburg vom 29.11.1965; S. Fiedler, Von Elternchor und Sportlerelan, in: Magdeburger Zeitung. vom 10.05.1984 (B).

Bildquelle: *Sportgymnasium Magdeburg.

Konrad Ludwig

letzte Änderung: 02.03.2005