Lucas, Johann Georg Friedrich
geb. 29.08.1789 Göricke bei Kyritz,
gest. 27.02.1867 Genthin,
Lehrer, Kantor, Dichter.

Der Sohn eines Müllers arbeitete nach dem Dorfschulbesuch als Müllergeselle in Wust (bei Brandenburg?). Schon frühzeitig verfaßte L. in seiner Freizeit Gedichte, die 1817 durch seinen Mäzen Friedrich Wadzeck in Berlin herausgegeben wurden. 1815 entschloß sich L., Lehrer zu werden. Mit königlicher Unterstützung (100 Reichstaler) besuchte er das Seminar in Frankfurt/Oder und verbrachte einen Teil seiner Ausbildungszeit bei Superintendent und Schulinspektor Samuel Christoph Wagener in Altenplathow bei Genthin. 1817 erhielt er seine erste Stellung als Lehrer in Lühe bei Möckern. Wenig später wechselte er auf die dortige Elementarlehrerstelle und trat 1822 sein Amt in Altenplathow an, wo er 29 Jahre die Lehrer- und Kantorstelle versah. Die Anzahl der von ihm allein zu unterrichtenden Kinder stieg von 167 zu Beginn seiner Amtszeit auf 400 im Jahr seiner Pensionierung 1851. Trotz dieser Umstände bemühte sich L., vor allem die Begabten unter seinen Schülern zu fördern. Erst 1851 wurde eine zweite und dritte Lehrerstelle eingerichtet. Auf dem Gebiet der Schulbildung zeichnete L. sich u. a. durch die erste im Regierungsbezirk Magdeburg verfaßte Fibel nach der Lautiermethode aus (1840 in mindestens neun Auflagen), die eine große Verbreitung fand und erst von der Schreib-Lese-Methode verdrängt wurde. Die in seiner Jugend verfaßten Gedichte heben sich durch flüssigen Reim hervor und sind von schwärmerischer Naivität. Von seinen Theaterstücken, die er 1844 veröffentlichte, hat sich kein Exemplar erhalten. 1848 beteiligte sich L. in Genthin an der freiheitlichen Bewegung und wurde Vorsteher des Genthiner Demokratischen Klubs. In der gegen ihn eingeleiteten kriminalistischen Untersuchung erhielt er den Beistand der Altenplathower Bevölkerung. Dennoch erfolgte 1851 seine Entlassung aus dem Schuldienst (s. Heinrich Theodor Lindenberg, Justizamtmann in Genthin, bei Ludwig Bisky). L. war ein typischer Vertreter des Dorfschullehrers im 19. Jahrhunderts. Er teilte das Schicksal vieler seiner Amtsbrüder, die vielseitig veranlagt, mit einer großen Schülerzahl überlastet waren und stets im Kampf um die materielle Existenz standen.

Werke: Gedichtsammlung, 1817; Erster Unterricht im Lesen nach strenger Stufenfolge, o. J.

Literatur: Friedrich Wernicke, Chronik des Dorfes Altenplathow, 1909, 109; Daten zur Chronik der Stadt Genthin, Tl. 1, 1971, 53

Archivalien: LHASA: Rep. C 30 Kreis Jerichow II, Nr. 177, Nr. 363 und Rep. C 28 II, Nr. 2541.

Antonia Beran