Morgenstern, Wilhelm August Walter
geb. 21.07.1850 Magdeburg,
gest. 30.09.1935 Magdeburg,
Kaufmann, Königlicher Kommerzienrat.

M. entstammte einer alten Magdeburger Kaufmannsfamilie. Sein Großvater, der spätere Königlich Preußische Kommerzienrat und Königlich Bayerische Konsul Friedrich August Simon M. (geb. 02.12.1772 Magdeburg, gest. 05.04.1844 Magdeburg), war der Sohn eines Arztes und gründete 1797 als Kaufmann die Firma Morgenstern & Co., ein Unternehmen zum Handel mit Kolonialwaren, inländischen Produkten, Wein, Indigo- und Farbwaren sowie zum Speditions- und Kommissionsgeschäft. Er erwarb sich besondere Verdienste als Mitglied des Vereins der Kaufmannschaft bei der Erarbeitung der Statuten zur Bildung der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft. Nach mehrmaliger Sortimentsänderung und erfolgreicher Geschäftsentwicklung wurde 1841 sein Sohn August Theodor M. (geb. 12.01.1815 Magdeburg, gest. 01.06.1867 Magdeburg) Teilhaber der Firma, der nach dem Tod seines Vaters das Unternehmen fortführte und es durch die Übernahme der Generalagentur der Schlesischen Feuerversicherungsgesellschaft erweiterte. Nach langer schwerer Krankheit verstarb August Theodor M., und die Erben führten das Geschäft weiter, bis schließlich M. in dritter Generation am 01.05.1874 die Firma übernahm. Er löste sich in seiner Unternehmensphilosophie mehr und mehr vom klassischen Handelsunternehmen und widmete sich ab 1890 schwerpunktmäßig dem Bankgeschäft, das er bis Ende 1924 betrieb. Im Jahr der Firmenübernahme trat M. auch in die Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft ein, in deren Ältestenkollegium er Ende 1885 gewählt wurde. Der in der Kaufmannschaft geschätzte und in der Magdeburger Wirtschaft überaus aktive M. war von 1902 bis 1914 Dritter und im Anschluß bis zu seinem Ausscheiden Ende 1924 Zweiter Vorsteher der Magdeburger Handelskammer. 1927 wurde M., der seit seiner Amtsniederlegung Ehrenmitglied der Kammer war, “für besonders aufopferungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit” die “Goldene Ehrendenkmünze der Industrie- und Handelskammer” verliehen. M. war 40 Jahre lang Generalagent der Schlesischen Feuerversicherungsgesellschaft und von 1894 bis zu seinem Tod Aufsichtsratsmitglied der Lebensversicherungsgesellschaft Alte Magdeburger. Darüber hinaus gehörte er 47 Jahre dem Aufsichtsrat der Maschinenfabrik R. Wolf Buckau und über 50 Jahre, seit dessen Gründung, dem Creditreform e.V. als Vorsitzender bzw. Vorstandsmitglied an. Wie bereits sein Vater, engagierte sich M. auch in der Kommunalpolitik. Ende 1887 wurde er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und 1905 Stadtrat. Im Oktober 1910 zum Königlichen Kommerzienrat ernannt, erhielt er 1914 “in Anerkennung seiner geleisteten Arbeit als unbesoldetes Magistratsmitglied” den Ehrentitel eines Stadtältesten.

Nachlaß: StadtA Magdeburg: Rep. 12 L 1–10.

Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 106, 109–115 (*B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 35, 67f. (B).

Bildquelle: LHASA.

Horst-Günther Heinicke

letzte Änderung: 28.02.2005