Lämmerzahl, Hermann Wilhelm Walter, Dr. med.
geb. 11.08.1911 Schwarzburg/Thüringen,
gest. 28.09.1981 Bahrendorf/Kreis Wanzleben,
Arzt, Obermedizinalrat.

L., Sohn einer Schwarzburger Bäcker- und Konditorfamilie, deren bekanntes “Cafe Lämmerzahl” von Persönlichkeiten wie dem Schriftsteller Heinrich Spoerl besucht wurde, ging 1918–31 in die Grund- und Oberrealschule seiner Heimatstadt. Nach einem Studium der Medizin in München, Halle und Jena und dem Staatsexamen war er ein Jahr Assistenzarzt an der Universitätsklinik in Jena. 1939 promovierte L. zum Dr. med. Danach folgte seine Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie bei Friedrich Lotsch im Kreiskrankenhaus in Burg bei Magdeburg. Im Verlauf des II. Weltkrieges wurde er in den Kreis Wanzleben dienstverpflichtet und gründete 1944 ein Hilfskrankenhaus mit 75 Betten in Klein Wanzleben. 1945 schuf er im ehemaligen Gutsschloß der Familie Schaeper, vor dem I. Weltkrieg vom Architekten Paul Schultze-Naumburg erbaut, in Bahrendorf ein Kreiskrankenhaus, das er als Ärztlicher Direktor bis 1976 leitete. Mit seinen 240 Betten erreichte dieses Krankenhaus unter seiner Leitung einen allseits anerkannten Ruf und entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden gesundheitlichen Versorgungszentrum der Nachkriegsjahre mit einem Einzugsbereich von Magdeburg bis in die Egelner Mulde. L. sah seine Aufgabe darin, das Wissen der Bevölkerung um systematische Gesunderhaltung zu verbreitern, Volkskrankheiten mittels vorbeugender Röntgen-Reihenuntersuchungen einzudämmen, eine höhere Akzeptanz der Hygiene auf dem Land sowie einen frühzeitigen Jugendgesundheitsschutz zu erreichen und die Säuglingssterblichkeit u. a. durch Einführung der Mütterberatung zu senken. L. war 1952–59 Kreisvorsitzender und 1959–76 Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes im Bezirk Magdeburg. Er wurde 1960 als Verdienter Arzt des Volkes und 1961 mit dem Titel eines Obermedizinalrates geehrt und erhielt u. a. den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Gold und die Hufelandmedaille in Gold. L.s bemerkenswerte fachliche Fähigkeiten und menschliche Eigenschaften machten ihn zu einem beliebten “Volksarzt” mit bereits zu seinen Lebzeiten legendärem Charakter. Besonders durch die Versorgung der Verletzten und Schwerverbrannten nach dem Eisenbahnunglück von Langenweddingen am 06.07.1967 (93 Tote) wurde das Kreiskrankenhaus Bahrendorf weit über die Grenzen des Versorgungsbereiches hinaus bekannt.

Werke: Die haptische Erfassung der Raumrichtungen bei veränderter Körperlage, Diss. 1938.

Literatur: Wanzleben, Porträt eines Bördekreises, 1969; Hannelore Fritzke, Vom Glück zu helfen, in: Volksstimme vom 11.12.1970; “Seht, was wir geschaffen haben”. 25 Jahre DDR, Rat des Kreises Wanzleben 1974; Heinz Eckhardt, Das Eisenbahnunglück in Langenweddingen in: Börde, Bode und Lappwald. Heimatschrift 1998, 1997, 61–64; Lieselotte Schlimme, Dr. W. L. (1911–1981), in: ebd. 2001, 2000, 59–63 (B).

Lieselotte Schlimme

letzte Änderung: 10.02.2005