Schaeper, Richard
geb. 22.02.1818 Etgersleben bei Egeln,
gest. 20.10.1889 Groß-Wanzleben,
innovativer Landwirt, Gutsbesitzer, Unternehmer, Ökonomierat.

S., Sohn eines Landwirts, siedelte 1828 nach Sudenburg bei Magdeburg um, wo sein Vater eine Landwirtschaft übernommen hatte. Bis zum 16. Lebensjahr besuchte S. die Handelsschule in Magdeburg und absolvierte anschließend eine landwirtschaftliche Lehre in Sudenburg (Landwirtschaft, Zichoriendarre). Nach seinem einjährigen Militärdienst war S. als Beamter auf den Nathusiusschen Gütern in Königsborn und ab 1840 mit großem Erfolg als Hof- und Feldverwalter auf dem Gut des Unternehmers Ferdinand Maquet in Groß Germersleben tätig. 1843 kam S. nach Etgersleben zurück, übernahm die Leitung der dort gegründeten Zuckerfabrik und baute sie nach dem Vorbild der Sudenburger Unternehmens Helle zu einer mustergültigen Einrichtung aus. 1845 pachtete er, zunächst mit einem Kompagnon, die Fabrikationsanlagen und die dazugehörigen Ländereien, führte als einer der ersten den Dampfbetrieb ein und übernahm in der Folge zahlreiche technische Neuerungen in den Produktionsprozeß. Er beteiligte sich 1847 an der Errichtung der Zuckerfabriken in Klein-Oschersleben und Wolmirsleben. Nach dem Zukauf eines Gutes in Klein Germersleben (1853) sowie eines 286 ha umfassendes Rittergutes in Wanzleben, auf das er 1858 umsiedelte, bewirtschaftete S. mit eigenen und Pachtäckern ca. 3.600 Morgen Land. 1867 baute S. den sogenannten Darrhof als Wirtschaftshof aus. Gemeinsam mit Amtsrat Philipp Kühne errichtete er 1856 die Zuckerfabrik Wanzleben, an der er zur Hälfte beteiligt war. Die Produkte der S.schen Zuckerfabriken avancierten wegen ihrer streng an ökonomischen Kriterien und Marktbedürfnissen ausgerichteten Fertigung lange Zeit zu Normalmustern für den Magdeburger Markt und eine große Anzahl von Zuckerfabriken. S. gilt vor allem als Vater der Einführung und Entwicklung der intensiven Bodenkultur in der Provinz Sachsen. Er beförderte die technische Vervollkommnung der landwirtschaftlichen Produktionsweise, erkannte als erster die Vorteile der aus England stammenden Drillkultur für Zuckerrüben- und Getreideanbau (einheitliche Pflanztiefe) und führte diese in großem Maßstab ein. 1863 erfolgte durch die Agrarier Kühne und S. der erste Einsatz eines Dampfpfluges in Preußen. Die durchgängige Anwendung der Hackkultur zur Unkrautbekämpfung sowie die Einführung der Dünnsaat in Verbindung mit zweckmäßiger Standweite und optimaler Düngung der verschiedenen Saaten führten zu einer nicht für möglich gehaltenen Steigerung der Ausbeute. S. führte als einer der ersten englischen Rauhweizen, schwedischen und probsteier Hafer, Chevalier-Gerste und die Vilmorin-Rübe als vorteilhafte Varietäten in der Feldfrucht- Folge ein. Entscheidendes leistete er zudem durch die innovative Anwendung künstlicher Düngemittel. Der scharfblickende Geschäftsmann war u. a. Vorreiter der verstärkten Düngung von Zuckerrüben mit stickstoffhaltigen Düngemitteln wie Guano und Chilisalpeter. Mit seinem Nachbarn Kühne demonstrierte S. die innovative Anwendung der mineralischen Düngung, indem er dessen Initialen “PK” in ein Rübenfeld eindüngen ließ, um die wachstumsfördernde Wirkung des Düngers nachzuweisen. S. wurde 1864 zum preußischen Ökonomierat ernannt. Er zählte zu den innovativsten Landwirten der Magdeburger Börde.

Literatur: Friedrich Hoffmann, Geschichte des Königlichen Domainen-Amtes und der Kreis-Stadt Groß-Wanzleben, 1863; Maximilian Maercker, Oekonomierath R. S.-Wanzleben. Ein Lebens- und Charakterbild, 1889 (Sonderdruck aus der Magdeburgischen Zeitung Nr. 592 und 609, 1889); Amtliches Wanzlebener Kreisblatt Nr. 126, 1889; Gerd Gerdes, Zur Geschichte der Namensträger “S” im Altkreis Wanzleben, Ms. 1993/99 (privat).

Gerd Gerdes