Lotsch, Friedrich
Wilhelm Karl, Prof. Dr. med. habil. |
L., Sohn des Generalarztes Fritz L., legte 1898 am Berliner Joachimsthalschen Gymnasium die Reifeprüfung ab und studierte anschließend Medizin in Berlin. 1904 erhielt er die ärztliche Approbation und wurde promoviert. Die chirurgische und gynäkologische Ausbildung erfuhr er 1905–08 bei Rudolf Habs in Magdeburg und 1908–09 bei Otto Hildebrand an der Berliner Charité. 1909–11 arbeitete L. bei Carl Benda am Krankenhaus Moabit in der Pathologie. 1911–24 setzte er seine Tätigkeit an der Berliner Charité fort, habilitierte sich 1914 mit einer Arbeit über die von Recklinghausen’sche Knochenkrankheit für Chirurgie, wurde im gleichen Jahr Privatdozent und 1921 zum außerordentlichen Professor berufen. 1919–24 war L. als Hildebrands Stellvertreter dirigierender Arzt der Chirurgischen Universitäts-Klinik. Anfang 1925 übernahm er die ärztliche Leitung des Krankenhauses in Burg bei Magdeburg, die er bis 1946 innehatte. Hier war er nicht nur als Chirurg, sondern auch als Geburtshelfer tätig. Im Alter von 67 Jahren wurde ihm die Leitung der Chirurgischen Klinik am Sudenburger Krankenhaus in Magdeburg übertragen, die er von 1946 bis 1952 wahrnahm. Sein ärztliches Wirken beschloß er 1956 an der Magdeburger Poliklinik Tränsberg. L. war einer der führenden nicht-universitären Chirurgen seiner Zeit. Seine Hauptarbeitsgebiete waren Kriegs-, Unfall-, Bauch-, Mamma- und Mißbildungschirurgie. Daneben gehörte er zu den chirurgischen Pionieren der Anästhesie in Deutschland. In seiner mehr als 20jährigen ärztlichen Leitungstätigkeit profilierte er das Burger Krankenhaus fachlich und organisatorisch. In Magdeburg schuf er auf chirurgischem Gebiet in schwieriger Nachkriegszeit wesentliche Voraussetzungen zur Gründung der Medizinischen Akademie im Jahre 1954.
Werke: Die Kuhnsche Tubage mit Berücksichtigung des Ueberdruckverfahrens, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 35, 1909, 300–302; Ueber die Methoden zur Beseitigung der Pneumothoraxgefahr, in: Berliner Klinische Wochenschrift 48, 1911, 1726–1729; Eine einfache Kanüle zur Punktion, Injektion und Infusion, in: Zentralblatt für Chirurgie 40, 1913, 908–910; Die allgemeine Lehre von den Verletzungen und den Wunden, Amputationen und Exartikulationen, in: Martin Kirschner/Otto Nordmann (Hg.), Die Chirurgie, Bd. 1, 1926, 397–550.
Literatur: August Borchard/Walter von Brunn (Hg.), Deutscher Chirurgenkaender., 1926, 205; Reichshdb 2, 1155 (B); Fs. 10 Jahre Medizinische Akademie Magdeburg 1964, 52 (B); Wolfgang Röse, Prof. F. L. – ein zu Unrecht vergessener deutscher Pionier der Anästhesie, in: Anaesthesiologie und Reanimation 22, 1997, 134–138 (W).
Bildquelle: *Sammlung Wolfgang Röse, Magdeburg (privat).
Wolfgang Röse
letzte Änderung: 28.02.2005