Strube, Otto
geb. 20.05.1907 Grasleben,
gest. 21.07.1964 Berlin,
Landwirt.

S. entstammte einer Landwirtsfamilie, absolvierte nach dem Besuch der Volksschule in Weferlingen die Landwirtschafts- Oberrealschule in Helmstedt. Es folgte eine landwirtschaftliche Lehre in Seggerde. S. legte die Inspektoren-Prüfung bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft auf der Domäne Hainsburg/Zeitz ab, danach war er Inspektor in Arneburg. Nach Kriegsteilnahme und Entlassung aus russischer Gefangenschaft, während der S. als Agronom auf einer Kolchose in der Ukraine arbeitete und sich mit der Bewirtschaftung von Großbetrieben unter Bedingungen der Planwirtschaft vertraut machen konnte, war S. zunächst Hauptbuchhalter, später Direktor des Volkseigenes Gutes (VEG) Isenschnibbe bei Gardelegen, einem staatlichen Spezialbetrieb für Saatgutvermehrung. 1952 übernahm S. die Leitung der Spezialbetriebe für Saatzucht in Schwaneberg und Altenweddingen mit insgesamt 3.400 ha Ackerfläche. S. begann bereits 1953 mit dem Anbau von Futtermais und erreichte damit 1956 in Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Wissenschaftler Alexander Sergejewitsch Schewtschenko größere Erfolge. In diesem Jahr wurde das sowjetische Quadratnestpflanzverfahren eingeführt und in der Folge das VEG Schwaneberg/Altenweddingen zum Konsultationspunkt für den Maisanbau in der DDR entwickelt. Namhafte Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern überzeugten sich von den Ergebnissen der hier durchgeführten Anbauversuche. Seit 1957 arbeitete S. eng mit dem Maiszüchter Fritz Oberdorf vom Akademie-Institut in Bernburg zusammen, um neue, lokal angepaßte Grünmaissorten mit dem Ziel einzuführen, den Maisanbau in der DDR im großen Umfang durchzusetzen. Der sowjetische Parteichef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und Walter Ulbricht besuchten im Sommer 1957 das VEG Schwaneberg/Altenweddingen, die “Akademie des Maisanbaus”, und sahen hier hervorragende Maiskulturen. Hier prägte Chruschtschow das geflügelte Wort: “Mais – das ist die Wurst am Stengel!” Im gleichen Jahre erhielt S. den Nationalpreis der DDR III. Klasse “für die beispielhafte Entwicklung des volkseigenen Gutes Schwaneberg, insbesondere für seine persönliche Initiative bei der Einführung des Maisanbaus in der DDR”. 1962 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR berufen. Um diese Zeit begann eine “Mais-Euphorie” in der DDR, durch eine gigantische Propaganda im Gang gehalten, die z. B. auch durch den demonstrativen Besuch Walter Ulbrichts bei “National-Preisträger S., dem Maiskönig im Bezirk Magdeburg” neuen Auftrieb erhielt. Leistungsvergleiche mit anderen VEG (z. B. Langenapel) 1960 und mit dem Kolchos Kalinowka (dem Geburtsort Chruschtschows) dienten realen Zielen, während in Vorbereitung des VIII. Bauernkongresses der DDR 1962 in Magdeburg die Maispropaganda z.T. absonderliche Höhepunkte erfuhr. Um diese Zeit erkrankte S. schwer und erlag seinem Leiden im Jahre 1964. S. hat als Praktiker durch die Forcierung des Futtermaisanbaus die Grundlage für die in seiner Zeit enorm gesteigerte tierische Produktion in der DDR geschaffen.

Werke: Die Organisation und Leitung des VEG Saatzucht Schwaneberg, 1963.

Literatur: Alexander Sergejewitsch Schewtschenko, Der Mais. Internationale Erfahrungen, 1960; Heinz Glade, Zwischen Harz und Havel. Ein Porträt des Bezirkes Magdeburg, hg. vom Rat des Bezirkes Magdeburg aus Anlaß der 3. Arbeiterfestspiele, Magdeburg 1961, 23; Rudolf Lange, 40 Jahre VEG Schwaneberg, Ms. Altenweddingen 1985.

 Bildquelle: *Börde-Museum Ummendorf.

Gerd Gerdes/Heinz Nowak

letzte Änderung: 01.03.2005