Hartmann, Emil Friedrich Gustav, Dr. phil.
geb. 29.10.1835 Magdeburg,
gest. 29.11.1917 Magdeburg,
Apotheker, Geheimer Medizinalrat.

H. stammte aus einer angesehenen Apothekerfamilie. Sein Großvater, Johann Ferdinand H. (1757–1815), erwarb 1796 die Hof-Apotheke am Breiten Weg 158, Nähe Ulrichskirche, und gehörte 1798 neben Johann August Tobias Michaelis (Besitzer der Rats-Apotheke), Ernst Daniel Pulmann (Besitzer der Pfälzer- oder Fisch-Apotheke), Johann Christian Wilhelmi (Administrator der Schilling’schen Apotheke) und Adolph Friedrich Völcker (Provisor der Neumann’schen Apotheke) zu den fünf Gründungsmitgliedern der Magdeburger Apotheker-Konferenz. Sein Vater, Ferdinand H. (1799–1872), übernahm 1825 die Hof-Apotheke, galt außerdem als Botaniker von Bedeutung. Er gründete 1865 in Magdeburg gemeinsam mit  Wilhelm Ebeling u. a. den Botanischen Verein und stiftete sein bedeutendes Herbarium und seine umfangreiche wissenschaftliche Bibliothek dem Städtischen Naturwissenschaftlichen Museum. Gustav H. begann 1853 seine Lehrzeit in einer Berliner Apotheke, bestand 1857 die Gehilfenprüfung und studierte 1857–59 in Breslau Naturwissenschaften. In Magdeburg leistete er sein Militärjahr ab, nahm dann das Studium wieder auf, legte 1861 in Breslau das pharmazeutische Staatsexamen ab, promovierte und übernahm anschließend die väterliche Hof-Apotheke, die er 1896 verkaufte. H. spielte als Vorstandsmitglied des Deutschen Apotheker-Vereins 1872–75, als Vorsitzender der Magdeburger Apotheker-Konferenz 1890–1904 (Ehrenmitglied ab 1903) sowie als Mitglied des Medizinal-Collegiums der Provinz Sachsen und des Preußischen Apothekerrats eine bedeutende Rolle in der Standespolitik der Apotheker. Er wurde durch die Herausgabe der nach ihm benannten “Handverkaufs-Taxe für Apotheker” bekannt, die er von 1866 bis zur neunten Auflage selbst bearbeitete. Darüber hinaus wirkte H. als Mitbegründer und zwölf Jahre als Leiter des Magdeburger Kunstgewerbevereins, als Förderer des Reblingschen Kirchengesangvereins, als Mitbegründer (1884) und langjähriger Schatzmeister der Magdeburger Stadtmission (Leopold Schultze) und in weiteren caritativen Funktionen. Er erhielt den für Apotheker fast beispiellosen Titel eines Geheimen Medizinalrates.

Werke: Die Magdeburger Apotheker-Konferenz 1798–1898. Fs. zur Gedenkfeier ihres 100jährigen Bestehens am 16. Dezember 1898, 1898; Der Stadtverein für Innere Mission Magdeburg 1884–1909, 1909; Lebenserinnerungen (2 Bde), 1909–10 (als Ms. gedruckt).

Literatur: BioApo 1, 1975, 248f.; Alwin Schmidt, Alt-Magdeburger Geschlechter, Tl. 4, Die Familie H., in: MonBl 76, H. 7, 1934, 54.

Volker Jahn