Maßmann, Hans Ferdinand, Prof.
Dr. phil. |
M. studierte evangelische Theologie und Klassische Philologie in Berlin und Jena. Als Gymnasiast und Student in Berlin war M. ein eifriger Turner bei Friedrich Ludwig Jahn auf der Hasenheide. 1815–16 diente er als Freiwilliger im 2. Ostpreußischen Regiment. Nach dessen Auflösung schickte ihn Jahn gemeinsam mit Eduard Dürre nach Jena, wo er seine Studien fortsetzte und gleichzeitig aktiv als Vorturner in der Burschenschaft wirkte. Für die Anstiftung der Verbrennungsszene 1817 bei der Wartburgfeier bestrafte ihn die Jenaer Universitäts-Behörde mit acht Tagen Karzer. Dem Ruf des Turnplatzleiters Wilhelm Harnisch folgte M. als Hilfslehrer und Vorturner 1818 nach Breslau. Von dort wurde er wegen der Turnstreitigkeiten (“Breslauer Turnfehde”) im Zuge der 1. Demagogenverfolgung 1819 nach Magdeburg ausgewiesen. Am Domgymnasium unterstand er 1819 zum Hospitieren und Unterrichten der Aufsicht von Konsistorialrat Johann Andreas Matthias. Da M. keine finanzielle Unterstützung bekam, wanderte er 1819 heimlich zu Fuß nach Erlangen, zeigte dies am 31.12. aber selbst beim Berliner Polizeiministerium an. 1823 fand er schließlich eine Anstellung in der Detmannschen Lehranstalt in Nürnberg. 1829 wurde er in München als einer der ersten zum Professor für Germanistik berufen und richtete 1831 dort einen großen Turnplatz ein. 1843 rief ihn das preußische Ministerium nach Berlin. Als ehemaliger Lieblingsschüler Jahns wollte er unverändert die alte Tradition des öffentlichen Turnens in der Hasenheide wiederbeleben und war ein energischer Gegner des sich anbahnenden Schulturnens. Aber der Schwung der Freiheitsjahre von 1811 bis 1819 war in den 1840er Jahren nicht mehr vorhanden, und M. scheiterte kläglich. Dennoch hat er für das deutsche Vereinsturnen viel geleistet. Hoffmann von Fallersleben verspottete M. aus philologischen Rivalitäten. M. verfaßte als Gegenwehr sein Lied “Ich hab mich ergeben mit Herz und Hand …”, Fallersleben das “Deutschlandlied” – damit haben beide offenbar langlebige Vaterlandsgesänge geschrieben, gewissermaßen als Ergebnis ihres philologischen Duells.
Literatur: Beckmanns Sport-Lexikon A-Z, 1933, Sp. 1572; Bruno Saurbier, Geschichte der Leibesübungen, 1955, 116, 128; Norbert Heise, Die Turnbewegung und die Burschenschaften als Verfechter des Freiheits- und Einheitsgedankens in Deutschland 1811–1847, Diss. Halle, 1965, 111, 127, 211; Joachim Burkhard Richter, H. F. M., Altdeutscher Patriotismus im 19. Jahrhundert, in: Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, 1992, 12f.
Norbert Heise
letzte Änderung: 28.02.2005