Schlein, Joseph Otto, Dr. med.
geb. 19.06.1895 Laurahütte/Oberschlesien,
gest. Oktober 1944 KZ Auschwitz,
Arzt, Widerstandskämpfer.

Als ältester Sohn des jüdischen Kaufmanns Ferdinand S. legte S. 1914 am Wettiner Gymnasium in Dresden das Abitur ab und studierte, unterbrochen von aktiver Teilnahme am I. Weltkrieg (Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz II), 1914 bis 1920 Medizin in Berlin. Seine Dissertation über ein gynäkologisches Thema verteidigte er 1921. S. bekam anschließend eine Stelle als Volontärassistent, war u. a. bei Carl Lennhoff an der Hautklinik des Altstädtischen Krankenhauses in Magdeburg tätig, und beendete 1923 seine Fachausbildung als Dermatologe. Im gleichen Jahr schloß er die Ehe mit Anni S., geb Pieck, und ließ sich mit einer eigenen Praxis in Magdeburg nieder. Um 1924 trat S. in die KPD ein, wurde Mitglied ihrer Bezirksleitung und engagierte sich als Dozent in der “Marxistischen Arbeiterschule”, als Ortsvorsitzender der Freunde des neuen Rußland sowie im Verein Sozialistischer Ärzte. 1933 bis 1936 wurde S. mehrfach kurzzeitig wegen seiner antifaschistischen Haltung und aus rassistischen Motiven verhaftet. Nach Entzug von Approbation und Doktordiplom emigrierte S. mit Frau und Tochter in die Niederlande. Die jüdische Familie S. wurde dort nach dem Einfall der deutschen Wehrmacht 1940 von der Gestapo verhaftet, über Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.

Literatur: N. N., Ein Vorbild als Arzt, Kommunist und Freund der Sowjetunion, in: Volksstimme Magdeburg vom 20.06.1985, Beilage, 2; N. N., O. S., Ms. aus der Medizinischen Fachschule am Bezirkskrankenhaus Magdeburg 1980 (Archiv des Instituts für Pflegegeschichte, Qualzow); Sammlung Werner Schmidt, Magdeburg (privat).

Archivalien:  StadtA Magdeburg: PA-Bestand Nr. 5880.

Bildquellen: Ursula S., Luxemburg (privat); Sammlung Horst-Peter Wolff, Qualzow (privat).

Horst-Peter Wolff

letzte Änderung: 01.03.2005