Bodenstab, Emil
geb. 20.07.1856 Calvörde,
gest. 23.08.1924 Braunschweig,
Apotheker, Heimatforscher.

B. wurde als Sohn des Apothekers Friedrich Wilhelm B. in Calvörde geboren und besuchte nach der Volksschule in Calvörde die Gymnasien in Helmstedt und Clausthal. 1875-78 erlernte B. den Apothekerberuf bei seinem Vater in Calvörde und in Hildesheim. Nach der Gehilfenprüfung arbeitete er an verschiedenen Orten und studierte schließlich 1881–83 an der Technischen Hochschule Braunschweig. Nach seiner Approbation war B. u. a. in Göppingen tätig, heiratete hier 1885 und übernahm noch im gleichen Jahr die väterliche Apotheke in Calvörde. 1895 veräußerte B. sein Geschäft in Calvörde, siedelte nach Neuhaldensleben über, erwarb hier die Rats-Apotheke und leitete diese, bis er 1902 aus gesundheitlichen Rücksichten seinen Beruf aufgab. B. verwandte seine gesamte freie Zeit zum Studium der landschaftlichen Verhältnisse seines Wirkungskreises und gehörte sehr bald zu den besten Kennern der Pflanzenwelt um Neuhaldensleben. Er befaßte sich eingehend mit den geologischen Formationen der Gegend und war als Korrespondent der Geologischen Landesanstalt tätig. Bereits um 1900 erstellte B. eine Liste von Naturdenkmalen und sicherte als Pfleger archäologischer Bodendenkmale Bodenfunde u. a. in der Parkkiesgrube Hundisburg. Schließlich beschäftigte er sich gründlich mit der lokalen Geschichte, der Volkskunde und bewies zudem vogelkundliches Interesse. Auf allen diesen Gebieten hat B. eine bemerkenswerte Sammeltätigkeit entfaltet und u. a. die Sammlungen des Aller-Vereins in Neuhaldensleben, dessen Vorstand er seit 1896 als Konservator der Vereinssammlungen angehörte, erheblich bereichert. Dem Museum für Natur- und Heimatkunde in Magdeburg überließ er eine umfangreiche Drogensammlung sowie eine wertvolle Sammlung zur Apotheken-Geschichte. In Vorträgen im Aller-Verein und vor der Apotheker-Konferenz, im Verein für Erdkunde und im Naturwissenschaftlichen Verein in Magdeburg teilte er die Ergebnisse seiner vielfältigen Bemühungen freudig mit. B. war auch als Vorsitzender des 1905 gegründeten Städtischen Vereins Neuhaldensleben sowie im Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Neuhaldensleben und Umgebung und im Verschönerungs-Verein unter Vorsitz des Bürgermeisters Otto Boye aktiv. Nach Differenzen mit den Vorsitzenden des Aller-Vereins Paul Herzberg und Fritz Wiegers im Vorfeld der Museumsgründung in Neuhaldensleben legte B. 1910 sein Amt als Konservator nieder und schied aus dem Verein aus. 1913 verlegte B. seinen Wohnsitz nach Braunschweig, wo er weiter naturwissenschaftlich forschte und u.a. als Bibliothekar im Verein für Naturwissenschaften und als Fahrtenwart im Harzclub Braunschweig tätig war. Die von ihm angelegten Sammlungen in Magdeburg und Braunschweig wurden im II. Weltkrieg weitgehend vernichtet. Eine ansehnliche Zahl von Veröffentlichungen im Neuhaldensleber Wochenblatt und in verschiedenen Fachzeitschriften bewahrt den Ertrag seiner vielseitigen Bemühungen.

Werke: Alte und merkwürdige Bäume der Umgebung von Neuhaldensleben, in: Jb. des Aller-Vereins für das Jahr 1902; Megalithe und Tumuli aus der Umgebung von Neuhaldensleben, in: Mitteilungen des Sächsisch-Thüringischen Vereins für Erdkunde, 1903, 169; Die vulkanischen Gesteine in der Umgebung Neuhaldenslebens, in: Aus dem Aller-Verein, 1905.

 Literatur: August Mertens, E. B. (†), in: Abh. und Berichte aus dem Naturwissenschaftlichen Verein Magdeburg 4, H. 1, 1925, 1–3 (B); Gustaf Kossinna, E. B. (†), in: Mannus 17, 1925, 156; Hans Gummel, Forschungsgeschichte in Deutschland, Bd. 1, 1938, 396; Otto Held, Apotheker E. B., in: Roland. Kulturspiegel für den Kreis Haldensleben, 1957, 37f.; E. Schmidt, Zur Geschichte der Rats-Apotheke in Neuhaldensleben, in: Js. Des Kreismuseums Haldensleben 18, 1977, 12-24; Reinhold Brennecke, Apotheker und Heimatforscher E. B. (1856-1924), in: Haldensleber Vogelkunde-Informationen 21, 2003, 82-86 (B). 

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Heinz Nowak

letzte Änderung: 30.03.2004