Der Sohn des Neuhaldensleber Arztes Otto B. studierte nach Abschluß des Gymnasiums seiner Geburtsstadt (1895) Rechtswissenschaften in Halle. Als junger Gerichtsassessor wurde er 1905 zum 1. Bürgermeister von Haldensleben gewählt. Unter seiner Führung erwarb sich die Stadt durch Schulneubauten den guten Ruf einer “Schulstadt”. Ebenso entwickelte sie sich zu einem regionalen Verkehrsknotenpunkt, indem neue Eisenbahnlinien nach Gardelegen und Weferlingen eröffnet wurden. Er ließ in der Stadt ein Wasserleitungsnetz und eine Abwasserkanalisation installieren. Im Jahre 1917 wurde er für weitere zwölf Jahre zum Bürgermeister gewählt. In den schweren Zeiten nach dem I. Weltkrieg und während der Weltwirtschaftskrise gelang es ihm, Ruhe und Ordnung in der Stadt zu wahren. Von 1922 bis 1934 setzte er eine Reihe von weiteren Projekten und Maßnahmen durch, die das Bild der Stadt grundlegend veränderten, so z. B. die mit dem Bau des Mittellandkanales verbundenen vier Brückenbauten sowie die Anlage eines Kanalhafens, die Errichtung eines Landeskrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie in der Nähe der Stadt und den Bau einer Eisenbahntrasse zwischen den nördlich gelegenen industriellen Anlagen und dem Bahnhof Haldensleben. 1929 wurde er erneut zum 1. Bürgermeister gewählt. Als er sich der nationalsozialistischen Bewegung nicht anschloß, drängten ihn die Nationalsozialisten 1934 aus dem Amt. Von 1934 bis 1940 war B. als Stadtarchivar tätig und führte 1941–45 stellvertretend eine Anwaltskanzlei. Am 08.05.1945 setzte ihn der US-amerikanische Kommandant wieder als Bürgermeister ein, bereits am 16.05.1945 auch als Landrat. Nach dem Ausscheiden aus diesem Amt (1946) wirkte er als Dezernent für Wohnungsangelegenheiten beim Rat der Stadt Haldensleben und als Rechtsberater des Bürgermeisters Otto Müller. Im Januar 1947 verlieh ihm der Rat der Stadt die Ehrenbürgerwürde.

Literatur: Volksstimme, Haldensleben 50, 1996, Nr. 290, 9. 

Archivalien: Kreis/StadtA Haldensleben: Rep. IV, I.3a, 12–14, II.1b, 35–40; Pers.Acta des Magistrats der Stadt Neuhaldensleben, No. 6, Bd. 1, B.

Bildquellen: *Dieter Bollmann, Haldensleben (privat); Museum Haldensleben.

Dieter Bollmann