Müller, Otto
geb. 27.11.1881 Parleib/Kreis Helmstedt,
gest. 10.09.1971 Berlin-Wilmersdorf,
Keramikmaler, Kommunalpolitiker.

Der einer Arbeiterfamilie entstammende M. wuchs in Neuhaldensleben auf und erlernte 1895–98 den Beruf des Keramikmalers in der Neuhaldensleber Firma Hubbe, den er dort bis 1918 ausübte. Im Dezember 1918 wurde er von seiner Partei (SPD), der er seit 1906 angehörte, als Stadtrat eingesetzt und übernahm am 10.10.1919 das Amt des 2. Bürgermeisters. An der Seite des verdienstvollen 1. Bürgermeisters Otto Boye hatte er an allen Vorhaben und Maßnahmen der Stadt zwischen 1919 und 1933 wesentlichen Anteil. Er erreichte, daß das Landeskrankenhaus für Psychiatrie bei Haldensleben angesiedelt wurde und ein Kinderheim in der Nähe der Stadt eingerichtet werden konnte. Mit hohem Engagement setzte er sich für die Hege und Entwicklung der städtischen Forsten ein. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus allen Ämtern und Funktionen entlassen. Im gleichen Jahr mehrmals verhaftet und eingekerkert, war M. bis 1938 arbeitslos und von der Arbeitsvermittlung ausgeschlossen. Später erhielt er eine Anstellung als Heizer, ab 1940 als Buchhalter in einer Firma in Bodendorf. Am 16.05.1945 setzte ihn der US-amerikanische Stadtkommandant als Bürgermeister ein. Von 1945 bis 1950 stand M. an der Spitze des Rates der Stadt. Am 25.08.1950 legte er sein Amt nieder und übernahm die Leitung der Abteilung Forsten im kommunalen Wirtschaftsunternehmen (KWU), das bis 1951 bestand. Im Jahre 1951 wurde er aufgrund einer Denunziation verhaftet und eingekerkert. Gerade wieder in Freiheit erfuhr er, daß gegen ihn wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen erneut ermittelt wurde. Der drohenden Verhaftung entzog er sich durch die Flucht nach Westberlin.

Literatur:  Mitteilungen des Enkels des M., Ms. 1998 (Dieter Bollmann, Haldensleben).

Archivalien: Kreis/StadtA Haldensleben: Rep. IV, I.3a, 12–14, II.1b, 35–40; Rep. V, 1, 12, 15.

Bildquelle: *Kreis/StadtA Haldensleben.

Dieter Bollmann