Unverricht, Heinrich, Prof. Dr. med. habil.
geb. 18.09.1853 Breslau,
gest. 22.04.1912 Magdeburg,
Arzt, Geheimer Medizinalrat, Kaiserlich-russischer Staatsrat.

U. beendete sein Medizinstudium in Breslau 1877 mit der preisgekrönten Promotion “Studien über die Lungenentzündung”. Seine Ausbildung zum Internisten erfolgte unter Anton Biermer, Breslau. 1883 habilitierte er in Berlin, wurde 1886 außerordentlicher Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik der Universität Jena und ging 1888 als ordentlicher Professor der speziellen Pathologie und Klinik an die Universität Dorpat (Tartu). 1892 übernahm U. das erste Direktorat der am 15.06.1894 offiziell eröffneten Krankenanstalt Magdeburg-Sudenburg. Gleichzeitig war er ärztlicher Leiter der Inneren Abteilung. Seine besonderen Arbeitsgebiete waren Erkrankungen des Zentral-Nervensystems und des Atmungstraktes. Er veröffentlichte 1891 zur Myoklonie (“Unvericht'sche Krankheit”) sowie 1896 zur Heilung des tuberkulösen Pneumothorax (“Unvericht'sche Fistel”). Von 1902 bis 1909 hatte U. den Vorsitz der Medizinischen Gesellschaft zu Magdeburg inne. Er war 1888 erstes und damals einziges Magdeburger Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. U. gilt als einer der bedeutendsten Kliniker seiner Zeit. Er war um die Errichtung einer ärztlichen Ausbildungsstätte in Magdeburg bemüht. Seinem Vorschlag entsprechend wurde 1906 Gustav Ricker als Pathologe nach Magdeburg berufen.

Werke: Die Myoclonie, 1891; Zur Behandlung des tuberkulösen Pneumothorax, in: Verhandlungen Kongreß innere Med., 1896, 497; Krankheiten des Brustfells und des Mittelfells, in: Wilhelm Ebstein/Julius Schwalbe (Hg.), Hdb. der praktischen Medizin, 1899.

Literatur: Julius Pagel (Hg.), Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jahrhunderts, 1901, Sp. 1744f. (B); Isidor Fischer (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. 2, 31962, 1600Helmke Schierhorn/Thomas Klemm, Grabdenkmäler bedeutender Ärzte in Magdeburg, in: Magdeburger Blätter 1984, 80–88.

Archivalien:  StadtA Magdeburg: Rep. 28, 342.

Wilhelm Thal

letzte Änderung: 19.08.2004