Riemer, Moritz Ludwig Karl, Lic. theol.
geb. 27.08.1873 Badeleben bei Magdeburg,
gest. 17.04.1933 Badeleben,
evangelischer Pfarrer.

R., ein Sohn des aus Ostpreußen stammenden Pfarrers Rudolf Otto R. in Badeleben, besuchte das Gymnasium des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg und absolvierte seine theologischen Studien an den Universitäten Leipzig und Halle. 1906 legte R. das Lizentiaten-Examen ab, nachdem er schon seit 1899 die Nachfolge seines Vaters im Pfarramt zu Badeleben angetreten hatte. In Leipzig nahm der Kirchenhistoriker Albert Hauck großen Einfluß auf R., der hier die Anregungen zu eigenen kirchengeschichtlichen Forschungen empfing, die er mit seinen heimatgeschichtlichen Interessen zu verbinden wußte. R. entfaltete eine fruchtbare literarische Tätigkeit und publizierte in Zeitschriften, an deren Gestaltung er selbst maßgebenden Anteil hatte. 1901 wurde R. Mitglied des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg. 1908/09 in dessen Vorstand gewählt, fungierte er 1912–20 als Schriftleiter der Zeitschrift dieses Vereins, der Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg. 1930 wurde R. in den Vorstand des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen berufen, wo er im Redaktionsausschuß der Vereins-Zeitschrift mitwirkte. Schon seit den 1920er Jahren förderte R. uneigennützig – ohne darin hervorzutreten – das vom Aller- und Holzkreis-Verein herausgegebene Heimatblatt für das Land um obere Aller und Ohre, einer Beilage des Neuhaldensleber Wochenblattes. Um diese Zeit gründete R. die Zeitschrift Der Klosterbote für die Absolventen des Pädagogiums des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg, die seit 1926 in neuer Folge erschien. Seine wissenschaftlichen Arbeiten galten vornehmlich der lokalen Klostergeschichte und dem Leben und Wirken evangelischer Geistlicher, was er auch in gemütvollen Erzählungen darzustellen verstand. Schon früh begründete R. die falsche Tradition angeblicher Bauernkriegsereignisse um das Kloster Marienborn (vgl. GeschBll. 51/52, 1916/17, 262f.), was eine reiche Legendenbildung durch Unberufene zur Folge hatte. R. schuf in diesem Zusammenhang den (unveröffentlichten) Roman “Der Bundschuh”.

Werke: Evangelische Landgemeinde Harbke, in: Zs. für praktische Theologie, 1899, 137–156; Die Einführung der Reformation in den Dörfern des Holzkreises, in: GeschBll 36, 1902, 1–48; Mönchtum und kirchliches Leben im Bistum Halberstadt, Diss. Leipzig, 1906; Die Entstehung der Kalande im Bistum Halberstadt, in: Zs. des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 41, 1908, 1–27; Die bisherige Anteilnahme eines Magdeburgischen Dorfes (Badeleben) an den weltgeschichtlichen Ereignissen der Gegenwart, in: GeschBll 49/50, 1914/15, 145–169; Zur Vorgeschichte des Pietismus im Herzogtum Magdeburg, in: ebd. 49/50, 1914/15, 251–289; Berichte über Visitationen von Nonnenklöstern des Bistums Halberstadt und des Erzbistums Magdeburg 1496–1498, in: Zs. für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 20, 1924, 92–107; Meine Amtsvorgänger in Badeleben, 1933.

Literatur: Max Pahncke, Pastor Lic. theol. M. R. †, in: Heimatblatt für das Land um obere Aller und Ohre, Nr. 12, 1933 (*B); Walter Möllenberg, M. R. †, in: GeschBll 68/69, 1933/34, XIII-XV; Otto R., Lic. theol. M. R., Pastor zu Badeleben, am 27.08.1973 100 Jahre alt, in: Der Klosterbote, Jg. 1973, 12f.

Heinz Nowak