Neidhardt von Gneisenau, August Wilhelm Anton Graf (seit 1814)
geb. 27.10.1760 Schilda bei Torgau,
gest. 23.08.1831 Posen,
Generalfeldmarschall.

Seit 1778 in militärischen Diensten stehend, trat N. 1786 in die preußische Armee ein, nahm als Hauptmann 1806 am Gefecht bei Saalfeld und an der Schlacht bei Jena und Auerstedt teil und konnte sich 1807 als Kommandant der Festung Kolberg bei deren Verteidigung gegen französische Truppen auszeichnen. 1808 zum Inspekteur aller preußischen Festungen und zum Chef des Ingenieur-Corps berufen, gehörte er 1809 kurzzeitig dem Artillerie- und Ingenieurdepartment im Kriegsministerium an. Der preußische General und deutsche Patriot bereitete erfolgreich den nationalen Befreiungskampf gegen die Truppen Napoleon Bonapartes vor und unterstützte zudem die militärischen und politischen Reformen des Freiherrn vom und zum Stein. Ende 1813 wurde N. zum Generalleutnant befördert und Mitte 1814 in den Grafenstand erhoben. Für seine Verdienste erhielt er zudem im November 1814 Gut und Schloß Sommerschenburg in der Magdeburger Börde als Dotation. 1815 führte N. für den erkrankten Blücher die preußischen Truppen in der entscheidenden Schlacht bei Waterloo (Belle-Alliance) und gilt bis heute als der eigentliche Sieger über Napoleon. 1816 nahm er seinen Abschied und zog sich auf sein Gut in Erdmannsdorf/ Schlesien zurück, wurde jedoch schon 1817 in den neu errichteten Staatsrat berufen und 1818 zum Gouverneur von Berlin ernannt. Seit 1825 General-Feldmarschall und Vorsitzender der Ober-Militär-Examinations-Kommission, übernahm N. 1831 den Oberbefehl über die vier östlichen preußischen Armeekorps in Posen und verstarb dort an der Cholera. Sein Leichnam wurde vorübergehend 1832 in der Kirche zu Wormsdorf bei Sommerschenburg beigesetzt und 1841 in die Familiengruft Sommerschenburg überführt, wo ihm am 18.06.1841 ein von Karl Friedrich Schinkel entworfenes Denkmal geweiht wurde. Schloß, Mausoleum, Marmordenkmal (Ausführung des Standbildes von Christian Daniel Rauch) und Anlage sind eine Erinnerungsstätte, die das Leben und Wirken N.s verdeutlichen. Die Gedenkstätte in Sommerschenburg besteht aus einer Gruft mit dorischem Tempel, der den Hintergrund für das Standbild N.s bildet. Die örtliche Gneisenau-Gesellschaft bemüht sich durch Veranstaltungen um die Ehrung des preußischen Generalfeldmarschalls.

Werke: Gerhard Förster/Christa Gudzent (Hg.), A. W. A. N.v.G., Ausgewählte militärische Schriften, 1984.

Literatur: ADB 9, 280–293; Priesdorff 4, 33–65 (B); Hans Delbrück, Das Leben des Feldmarschalls Grafen N.v.G. (2 Bde), 41920 (*B); Christa Gudzent, N.v.G., 1987; Hans-Eberhard Sika, Schloß Sommerschenburg im Wandel der Zeiten, in: Volksstimme Oschersleben vom 07.07.1993 und 08.07.1993; ders., Wie der Preußenkönig den Schuhmacher Pieper verblüffte, in: ebd. vom 16.02.1996; Gerhard Thiele, Gneisenau. Leben und Werk des königlich preußischen General-Feldmarschalls. Eine Chronik, 1999.

Hans-Eberhard Sika

geändert: 09.06.2004