Philippson, Franz Moses
geb. 12.03.1851 Magdeburg,
gest. 06.07.1929 Paris,
Bankier, Finanzpolitiker.

Der Sohn des Rabbiners und Publizisten Ludwig P. und Bruder des Hochschullehrers Martin P. verließ als sehr junger Mann Magdeburg und absolvierte in Brüssel eine Banklehre. Durch großes Talent und Unternehmungsgeist kam er frühzeitig zu außergewöhnlichem Reichtum. Bereits 1871 gründete er mit Hilfe des Bankiers Jacques Errera ein eigenes Bankhaus, wurde belgischer Staatsbürger und spielte bald eine führende Rolle in der Finanzwelt. Er beeinflußte die wirtschaftliche Entwicklung Belgiens maßgeblich, indem er zahlreiche Firmen finanzierte und sich z. B. 1909 mit der Gründung der Banque du Congo Belge an der belgischen Kolonialpolitik beteiligte. Viele Jahre war er Mitglied in der Synagogenverwaltung Brüssels und im Consistoire central israélite de Belgique, dessen Präsident er 1918 wurde. Bereits seit 1896 vertrat er die jüdische Gemeinde Brüssels, der er zeitweise als Präsident vorstand, im Verwaltungsrat der Jewish Colonization Association. Auch hier bekleidete er seit 1901 das Amt des Vizepräsidenten und ab 1919 des Präsidenten. Als Philantroph unterstützte er soziale Einrichtungen; als Kunstliebhaber kaufte er Kunstobjekte für öffentliche Museen in Brüssel und engagierte sich als Vorsitzender der Sociétè des amis des Musées Royaux de Belgique und in der Commission du Musée Communal de Bruxelles sowie der Commission d’Art Ancien des Musées Royaux des Beaux Arts de Belgique.

Literatur: Johanna P., The P.s. A German-Jewish Family 1775–1933, in: Year-Book Leo Baeck Institute 7, 1962, 95–118 (B); Encyclopaedia Judaica, Bd. 13, 1971, 398; Jacques Bolle, P. (F.-Moses), in: Biographie Nationale, publiée par l’Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-arts de Belgique, supplément Bd. 13, 1980, 632–639; Hans Böhm/Astrid Mehmel (Hg.), Alfred P., Wie ich zum Geographen wurde. Aufgezeichnet im Konzentrationslager Theresienstadt zwischen 1942 und 1945, 1996.

Bildquelle: Archiv Geographische Institute der Universität Bonn.

Astrid Mehmel