Philippson, Robert, Prof.
Dr. phil. |
P. war ein Sohn des Magdeburger Kaufmanns Julius P. und Neffe des bekannten Rabbiners und Publizisten Ludwig P. Nach einem Semester in Bonn bei Jacob Bernays erhielt er eine philologische und philosophische Ausbildung an den Universitäten Leipzig und Berlin u. a. bei Rudolf Hirzel und Eduard Zeller. In Leipzig beeindruckte ihn die Lehre der induktiven Metaphysik von Wilhelm Wundt. Er legte das Lehramtsexamen für Griechisch, Latein, Deutsch, Geschichte und Geographie ab und wurde 1881 in Berlin in Klassischer Philologie mit einer herausragenden Arbeit über eine Schrift des Philodemus promoviert. P. war nur kurze Zeit Lehrer an der 1804 gegründeten bedeutenden jüdischen Schule, dem Philanthropin, in Frankfurt/ Main und setzte seine Laufbahn danach als Hilfslehrer am Magdeburger Realgymnasium fort. Ab 1886 unterrichtete P. bis zu seiner Pensionierung 1923 am neugegründeten König Wilhelms-Gymnasium in Magdeburg. 1892 wurde er zum Oberlehrer, 1905 zum Professor ernannt. Als Altphilologe verfaßte P., besonders nach seinem 50. Lebensjahr, zahlreiche grundlegende, in Fachkreisen bis heute anerkannte Arbeiten zur Geschichte der Philosophie der Stoa, der epikureischen Rechtsphilosophie und deren Rezeption durch Cicero. Im Alter von 84 Jahren wurde P. mit seiner Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er nach wenigen Tagen starb. Arthur Stanley Pease, Professor in Harvard, schrieb im Mai 1943: “… at the time of his death, he was probably the world’s leading living scholar in the field of Cicero’s philosophical writings”. Aus P.s Ehe mit Franziska Pappenheim, mit der er seit 1893 verheiratet war, gingen drei Söhne hervor, von denen der älteste, Julius P., die größte Bedeutung erlangte.
Werke: Die ästhetische Erziehung. Ein Beitrag zur Lehre Kants, Schillers und Herbarts, in: 4. Jahresbericht über das (städtische) König Wilhelms-Gymnasium zu Magdeburg, 1890, 1–34; Studien zu Epikur und den Epikureern. Im Anschluß an Wolfgang Schmid (†), hg. von Carl Joachim Classen, 1983 (W); Livia Marrone (Hg.), Lettere di R. P. a P. H. de Lacy, in: Cronache Ercolanesi 16, 1986, 155–157; dies., Lettere di P. a Vogliano, in: ebd. 17, 1987, 169–175.
Literatur: Wolfgang Schmid, Nachruf auf R. P., in: Zs. für philosophische Forschung 3, 1948, 113–115; Achille Vogliano, In memoriam di R. P., 1949; Johanna P., The P.s. A German-Jewish Family 1775–1933, in: Year-Book Leo Baeck Institute 7, 1962, 95–118; Wolfgang Schmid, Gedenkrede auf R. P., in: Actes du Congrès. Association Guillaume Budé, 1969, 169–172; Hans Böhm/Astrid Mehmel (Hg.), Alfred P., Wie ich zum Geographen wurde. Aufgezeichnet im Konzentrationslager Theresienstadt zwischen 1942 und 1945, 1996, 22000.
Bildquelle: *Susanne P., Kaufbeuren (privat).
Astrid Mehmel
letzte Änderung: 02.03.2005