Philippson, Julius
geb. 08.04.1894 Magdeburg,
gest. Sommer 1943 KZ Auschwitz (ermordet),
Lehrer, Widerstandskämpfer.

Der Sohn des Studienrates Robert P. besuchte das König Wilhelms-Gymnasium in Magdeburg und studierte nach dem Abitur ab 1912 in Göttingen Geschichte, Deutsch, Geographie und Philosophie. Er meldete sich bei Kriegsausbruch freiwillig zum Militär, geriet verwundet in russische Gefangenschaft und wurde erst im April 1920 entlassen. P. beendete sein Studium im März 1923 mit dem Staatsexamen für das höhere Schulamt und war bis 1926 im Polizeiberufsschuldienst in Burg und Magdeburg tätig. Wieder in den höheren Schuldienst zurückgekehrt, wirkte er bis zur Entlassung 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft an verschiedenen höheren Schulen Berlins. Parteipolitisch engagierte er sich 1921 zunächst in der USPD, wechselte bald zur SPD über und leitete 1923–25 die Organisation der Kinderfreunde in Magdeburg. Während seines Studiums hatte er sich den Lehren des Göttinger Philosophie-Professors Leonard Nelson zugewandt. Bereits 1921 schloß er sich dem von Nelson ins Leben gerufenen  Internationalen Jugendbund (IJB) an und wurde noch im selben Jahr Leiter der IJB-Gruppe in Magdeburg. P. wechselte Ende 1925 von der SPD zu dem von Nelson und seinem Schülerkreis gegründeten Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) über. Diese sozialistische Splittergruppe mit elitärem Anspruch bereitete sich umsichtig auf die Illegalität vor. P. war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in der illegalen Reichsleitung des ISK für Mitgliederwerbung und Schulung zuständig, verfaßte zahlreiche Flugblätter gegen die nationalsozialistische Regierung und ihren Kriegskurs, sammelte größere Geldbeträge für die Unterstützung der republikanischen Front in Spanien und betreute im Bezirk „Ost“ des ISK einzelne Gruppen in Berlin, Magdeburg und Weimar. Von den Verhaftungen der ISK-Gruppen 1937 war auch P. betroffen. Ende 1938 in einem Schauprozeß zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt, fiel er dem Himmlerschen Erlaß zur „Säuberung“ der Haftanstalten, Lager usw. von Juden zum Opfer.

Literatur: NDB 20, 400f.; Johanna P., The P.s, a German-Jewish Family 1775-1933, in Yearbook of the Leo-Baeck-Institute VII, 1962, 95-118; Werner Link, Die Geschichte des Internationalen Jugend-Bundes (IJB) und des Internationalen  Sozialistischen Kampf-Bundes (ISK), 1964; Sabine Lemke-Müller, Ethik des Widerstandes. Der Kampf des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) gegen den Nationalsozialismus. Quellen und Texte zum Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945, 1996.

Archivalien: Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn; Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).

Bildquelle: *Deutsche Widerstandskämpfer, 1970, Bd. 2, 48.

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 07.09.04