Loewenthal, Siegfried, Dr. jur.
geb. 16.09.1874 Heiligenstadt,
gest. 18.03.1951 Berlin,
Jurist.

L. war ab 1905 am Landgericht Magdeburg tätig und wurde 1909 zum Landgerichtsrat sowie 1922 zum Landgerichtsdirektor ernannt. L. hatte verschiedene Ehrenämter in Magdeburg inne. Er führte am 16. und 17.09.1926 den stark beachteten Mordprozeß gegen Richard Schröder und verurteilte diesen zum Tode. Aufsehen erregte das Verfahren, weil der Magdeburger jüdische Großindustrielle und Mitbegründer des Reichsbanner Schwarz Rot Gold Rudolf Haas, verteidigt von Heinz Braun, auch als tatverdächtig in Untersuchungshaft saß, später aber für unschuldig erklärt wurde. Rechtsgerichtete Justizkreise vermuteten daher angebliche politische Einflußnahme sozialdemokratischer Kräfte zugunsten von Haas. Der Prozeß diente auf der Grundlage des Buches von Braun “Am Justizmord vorbei” als Vorlage für den DEFA-Film “Die Affäre Blum”. 1928 wurde L. zum Landgerichtspräsidenten in Oels bei Breslau berufen. Von 1933 bis 1945 soll er unentgeltlich vom nationalsozialistischen Regime Verfolgte beraten haben. 1945 wurde L. erster Präsident des Landgerichtes Berlin. Er war Gründungsherausgeber der Juristischen Rundschau.

Werke: Zum Geleit, in: Juristische Rundschau 1947, H. 1, 1.

Literatur: Wer ist wer, 1948;  Nachruf, in: Juristische Rundschau, 1951, 225; Robert Stemmle (Hg.), Justizirrtum. Der Fall Kölling-Haas und fünf weitere internationale Kriminalfälle, 1965, 13–140.

Thomas Kluger

letzte Änderung: 05.04.2006