Heinrich, Richard
geb. 21.07.1893 Magdeburg,
gest. 26.01.1969 Burg,
Buchbinder, Sportfunktionär.

Der Sohn eines Kesselschmieds trat 1911 der Gewerkschaft und dem Arbeiterturnverein Fichte” bei. Er baute die erste Fußballabteilung mit Mannschaften in sämtlichen Stadtteilen Magdeburgs auf. Im Oktober 1914 einberufen, überstand er den I. Weltkrieg bis 1918 als Fahrer. Im Februar 1919 trat H. der USPD bei, deren Teilvereinigung mit der SPD er 1922 folgte. Fortan in zahlreichen Funktionen der Partei, bildete sein Haupttätigkeitsfeld jedoch die Arbeitersportbewegung. Als Vorstandsmitglied des Arbeiter-Turn- und Sportbundes auf Kreis-, Provinzial- und Bundesebene war er auch ehrenamtlich im Stadtamt für Leibesübungen tätig. Im Dezember 1923 richtete H. als Angestellter der Mitteldeutschen Spielvereinigung eine Sportzentrale in Magdeburg, Hansastraße 22, ein. Als deren Geschäftsführer gab er wöchentlich eine Arbeiter-Sport- Zeitung heraus. Das Sportgeschäft, in dem er die gesamte Organisationsarbeit des Arbeiter- Turn- und Sportbundes, Provinz Sachsen und Braunschweig, erledigte, wurde ständig erweitert und 1931 in das Haus der Volksstimme, Große Münzstraße, verlegt. 1933 aus Geschäft und Funktionen verjagt, blieb H. jahrelang arbeitslos. Um den fortgesetzten Verfolgungen zu entgehen, verzog er nach Biederitz bei Magdeburg. 1936–45 kam er als Arbeiter beim Wasserwerk in Magdeburg unter, wo er gemeinsam mit Hermann Gieseler u. a. Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leistete. Nach Kriegsende gehörte H. zu den Gründern der SPD in Biederitz, wurde deren Vorsitzender, Leiter des Sozialamtes und stellvertretender Bürgermeister. Im März 1947 von der Gemeindevertretung als Bürgermeister bestätigt, versah er das Amt bis August 1950. Angeblich schied der 57jährige aus Krankheitsgründen aus, wurde jedoch vermutlich im Zuge der Kampagne gegen den Sozialdemokratismus verdrängt.

Werke: Artikel zum Arbeitersport in der Magdeburger Volksstimme und in zahlreichen Arbeitersportzeitungen.

Literatur: Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).

Bildquelle: Volksstimme Magdeburg Nr. 220 vom 18.09.1948, Zeichnung von Bruno Beye.

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 02.02.2005