Baerensprung, Horst Wolfgang Sigmund, Dr. jur.
geb. 27.03.1893 Torgau,
gest. 29.11.1952 Braunschweig,
Rechtsanwalt, Polizeipräsident.

Der Kavallerist und Flieger wandte sich unter dem Eindruck seiner Kriegserlebnisse dem Sozialismus zu. Er wurde Mitglied im Soldatenrat Halle. 1917–20 studierte B. Jura und ließ sich 1923 in Magdeburg als Rechtsanwalt nieder. Hier gehörte er 1923 zu den Mitbegründern der Republikanischen Notwehr und 1924 der Republikschutzorganisation Reichsbanner Schwarz Rot Gold, deren erster Geschäftsführer er wurde. In zahlreichen Prozessen verteidigte er vor reaktionären Gerichten Reichsbannermänner. 1927–29 war er Landrat von Nordhausen, ab 1930 Polizeipräsident von Magdeburg. Nach dem “Preußen-Schlag” der Papen-Regierung, gegen den er mit dem Reichsbannervorsitzenden Karl Höltermann und dem Oberbürgermeister Ernst Reuter durch die Entsendung von Polizeitruppen und Reichsbanner nach Berlin angehen wollte, wurde er seines Postens enthoben. Im April 1933 verhaftet, im Mai aus der Anwaltschaft ausgeschlossen, emigrierte er Ende Juni 1933 zunächst nach Warschau. Nachdem B. in den USA auf einem internationalen Polizeikongreß als Dolmetscher tätig war (er beherrschte Englisch, Französisch und Russisch), wurde er auf Vermittlung des Völkerbundes Anfang 1934 Berater der chinesischen Regierung. Auf diplomatischen Druck Deutschlands 1935 entlassen, schlug er sich zunächst als Sprachlehrer und Hotelpächter durch, erhielt dann eine Professur für Kriminologie an der Shanghai Law School und betätigte sich 1938/39 als Organisator und Ausbilder der chinesischen Feldpolizei. 1939 ging er in die USA, wo er bis Kriegsende eine Dozentur für deutsche Verwaltung und Geschichte an der Harvard University in Cambridge innehatte. Er engagierte sich in zahlreichen deutschen Emigrantenorganisationen und als Kommentator im amerikanischen Rundfunk gegen Hitler-Deutschland. Ende 1946 folgte er einem Ruf nach Braunschweig, wo er bis zu seinem Tode das Amt des Polizeipräsidenten versah.

Literatur: Bio Hdb Emigr 1, 32; Karl Rohe, Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold, 1966; Sammlung Beatrix Herlemann., Hannover (privat).

 Bildquelle: Foto Bundesvorstand Reichsbanner, in: Illustrierte Reichsbanner Zeitung 1, Nov. 1924.

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 01.02.2005