W., in Magdeburgs “Pottlappenviertel” (Neustädter Straße – Volksmund für ältestes und engstes Wohngebiet) geboren, wurde von frühester Jugend an von diesem Milieu beeinflußt. Nach der Lehre im graphischen Gewerbe 1903–06 in der Buchdruckerei von Paul Wohlfeld förderten die Professoren Adolf Rettelbusch und Richard Winckel an der Kunstgewerbeschule Magdeburg sein zeichnerisches Talent. Die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre zwang ihn zur Arbeit als technischer Zeichner bei Krupp-Gruson, die Arbeitslosigkeit folgte 1932. Sein künstlerisches Schaffen blieb ihm erhalten. Er baute ein Marionettentheater, schnitzte Figuren, schrieb kleine Theaterstücke. Seine Frau fertigte die Kleidung, und beide spielten vor Schulklassen. Angeregt vom Museum für Stadtgeschichte in Hildesheim begeisterte W. 1934 finanzkräftige Heimatfreunde zur Gründung des Museums für Stadtgeschichte und heimatliche Volkskunde in Magdeburg, Brandenburger Straße. Als Museumsassistent vertiefte sich W. voll in diese Aufgabe, trug aus Innungen und Zünften der Stadt alles geschichtlich Wichtige zusammen und ergänzte es zum besseren Verständnis durch seine zeichnerische Gabe in Bild- und Schriftform. Sitten und Gebräuche der Stadt Magdeburg und der Börde brachte er den Bürgern durch Schriften und Illustrationen im Magdeburger General-Anzeiger näher. W. fertigte Blaudrucke aus der Geschichte der Stadt und stellte Zeichnungen zu einem Buch zusammen unter dem Titel “Dunnemals als Machtebourch noch anspruchslos aober jlicklich waor” (Magdeburger Mundart). Zum Druck kam es leider nicht mehr. Krieg und sein früher Tod hinderten ihn an diesem Vorhaben.

Nachlaß: Martin Wolff, Magdeburg (Zeichnungen und Fotos).

Literatur: Otto Franz Kutscher, Alt-Magdeburger-Brauchtum, in: Gebrauchsgraphik, H. 4, 1943, 1–12; Magdeburger Zeitung vom 28.12.1963.

Bildquelle: *Martin Wolff, Magdeburg (privat): Zeichnung von Richard Winckel.

Martin Wolff

letzte Änderung: 13.09.2004