Rosen, Willy Julius
geb. Rosenbaum,
geb. 18.07.1894 Magdeburg,
gest. 28.10.1944 KZ Auschwitz (ermordet),
Pianist, Komponist, Kabarettist.

R. wurde als Willy Julius Rosenbaum in Magdeburg geboren. Sein Vater Arthur Rosenbaum war zugereister Kaufmann jüdischen Glaubens in der Elbestadt. Seine Mutter Amalie geb. Mercker war gebürtige Magdeburgerin. R. besuchte das König-Wilhelms Gymnasium bis zum „Einjährigen“ und erfuhr auch seine musikalische Ausbildung am Klavier in der Elbestadt. Nach Beendigung der Schulzeit trat er in die Berliner Konfektionsfirma Kleider en gros in die Lehre ein, die er erfolgreich abschloß. 1915 erfolgte die Einberufung zum Kriegsdienst, die ihn als Infanterist an die Front gegen Rußland führte. Nach einer schweren Verwundung und einem längeren Aufenthalt im Feldlazarett gründete er noch im Krieg die „Kapelle Rosen“ und schrieb für ein Fronttheater kleine Stücke und Lieder. 1919 kehrte R. nach Berlin zurück, wurde bei seiner ehemaligen Konfektionsfirma wieder eingestellt und spielte abendlich in Berliner Cafès. Noch 1919 kam es zum ersten Engagement R.s im Berliner „Schwarzen Kater“. Auftritte in anderen großen deutschen Städten und später in der Schweiz, Holland, Belgien, Dänemark und der Tschechoslowakei folgten. Ab 1924 trat R. mit eigenen Liedern in der „Rakete“ in Berlin auf, die unter Kurt Robitschek zu einer der bekanntesten Kleinkunstbühnen der „Goldenen Zwanziger“ avancierte und wechselte nach dessen Gründung in das „Kabarett der Komiker“. Zu seinen Förderern gehörten Harry Waldau und Peter Sachse sowie der Komponist, Bühnen- und Musikverlagsinhaber Wilhelm Meisel und der Berliner Kabarettist Paul O’Montis. Nach 1924 brachte R. eigene musikalische Lustspiele heraus. Seine Popularität wuchs durch seine Auftritte in großen Kinopalästen, wo er Filme am Klavier begleitete. In bis zu sechs Vorstellungen am Tag warteten Film- und Musikfreunde auf Rosens Klaviereinlagen. Selbst in den Kindervorstellungen wurde er zum eigentlichen Star und spielte in vielen Zugaben die gesamte Breite der zeitgenössischen Kinderlieder. Ab 1928 schrieb er musikalische Stücke für Kinofilme und wirkte als Darsteller von Nebenrollen selbst in Filmen mit, u.a. in „Die zärtlichen Verwandten“, 1930 nach seinem Lustspiel adaptiert oder 1932 im Kurzspielfilm „Aafa-Kunterbunt II“ von Max Mack. Im September 1931 nahm der bekannte Entertainer sein Pseudonym „Rosen“ als offiziellen Familiennamen an. 1933 erhielt R. als jüdischer Künstler in Deutschland Auftrittsverbot. Er gastierte in der Schweiz, Holland, Österreich und der Tschechoslowakei. Bis 1936 kehrte er immer wieder nach Berlin zurück, musste dann jedoch dauerhaft nach Holland emigrieren. Im gleichen Jahr wurde in Scheveningen unter seiner künstlerischen Leitung das „Theater der Prominenten“ gegründet. Hier spielte er mit anderen deutschen, vornehmlich jüdischen Emigranten, u.a. mit  Erich Ziegler, Siegfried Arno, Max Ehrlich, Szöke Szakall, Trude Berliner, Rita Georg, Willy Stettner, Hortense Raky. 1942, nach der Besetzung der Niederlande, wurde das „Theater der Prominenten“ ebenfalls verboten. Obwohl R.s künstlerischer Förderer und Freund Kurt Robitschek in New York Konzerte zu seinen Gunsten organisierte und Geld für eine Überfahrt nach Amerika sammelte, gelang ihm die Flucht aus Europa nicht. 1942 deportierten die Nationalsozialisten R. nach Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz, wo er Ende Oktober 1944 in der Gaskammer ermordet wurde. – Bis 1933 galt R. in Deutschland als Inbegriff für heitere, musikalisch witzig arrangierte Programme und als Komponist für Filmmusiken und Operetten, die auf etlichen bekannten Bühnen bis hin zum „Theater am Schiffbauerdamm“ oder der „Komischen Oper Berlin“ zu sehen waren. Trude Hesterberg und Curt Bois interpretierten seine Lieder. Seine knappe Ankündigung: „Text und Musik von mir!“, ehe er sich an das Klavier setzte und eines seiner vielen Stücke spielte und sang, wurde ein geflügeltes Wort. Zweimal gewann der Komponist die „Goldene Geige“ beim Deutschen Schlagerwettbewerb. 1927 wurde R. anlässlich der Deutschen Theaterausstellung vom Oberbürgermeister Hermann Beims nach Magdeburg eingeladen und feierte in den Ausstellungshallen bei seinem Auftritt einen grandiosen Erfolg. R.s Hits waren auch in seiner Heimatstadt beliebt und bekannt, darunter „Was will der Mann da, auf der Veranda“, „Grüße mir Bestens mein Café des Westens“. Zeit seines Lebens beschäftigte sich der Unterhaltungskünstler mit Philosophie, Literatur, Malerei und klassischer Musik. R.s langjähriger Musikverlag Meisel erinnerte mit einer Monographie 1967 an den Entertainer. Seine Musik ist heute wieder auf CD erhältlich. Es heißt auf Titelblättern noch immer „Text und Musik von mir.“

Werke: Musikalische Lustspiele: Ist das nicht nett von Colette, Liebling Adieu, Die zärtlichen Verwandten, Terzett zu Viert, 1924-1928; Chanson und Couplets; zahlreiche Filmmusiken. – CD: W. R.: „Text und Musik von mir“, 1997 (Musik-Antik-Records).

Literatur: Elsbeth R., Erinnerungen, in: „Text und Musik von mir“: W. R. (1894-1944), 1967; Rainer E. Lotz (Hg.): Deutsche National-Discographie, Serie 1: Discographie der deutschen Kleinkunst, Band 1, 1991; Peter Jelavich, Berlin cabaret, 1993, 197f., 258ff.; Klaus Eidam/Rudolf Schröder (Hg.), 100 Jahre Will Meisel, 1997.

Bildquelle: *Edition Meisel GmbH Musik- und Bühnenverlage, Berlin

Heike Kriewald

letzte Änderung: 09.08.2005