Müller, Heinz
geb. 29.09.1923 Magdeburg,
gest. 24.05.1998 Magdeburg,
Technologe, Museumsmitarbeiter, Dichter

M. wuchs in den schweren Jahren der Inflation und Weltwirtschaftskrise in einfachen Verhältnissen in der Magdeburger Altstadt auf. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Berufsausbildung in der Verwaltung. 1941 wurde er zur Wehrmacht einberufen und verlor bei einer schweren Verwundung in Südfrankreich seine rechte Hand, was ihn zeitlebens hemmte und behinderte. Zurück in der Heimat erlebte er den Untergang seiner Heimatstadt am 16. Januar 1945, die Befreiung von der Nazidiktatur, die schweren Jahre des Neuanfangs und die Jahre des Wiederaufbaus. M. fand Arbeit im Magdeburger Schwermaschinenbau als Technologe, womit er seinen Lebensunterhalt sicherte. Seine Liebe gehörte aber der Literatur und Poesie. So war es folgerichtig, daß er sich 1974 einem Zirkel Schreibender Arbeiter im Klubhaus des VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff“ in Magdeburg anschloss, der von dem Schriftsteller Walter Basan gegründet und geleitet wurde. Basan erkannte und förderte sein Talent, so daß M. den Sprung vom „Schreibenden Arbeiter“ zum anerkannten Lyriker schaffte. Seine Gedichte wurden in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien publiziert. 1978 erhielt er den 1. Preis im Literaturwettbewerb des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Im Verlag Tribüne Berlin erschien in der Reihe „Angebote“ sein Gedichtband „Zwei Fäuste Freundlichkeit“ (1981). – In der Erich-Weinert-Gedenkstätte der Museen, Gedenkstätten und Sammlungen der Stadt Magdeburg fand M. in den letzten Jahren seiner Berufstätigkeit von 1985 bis 1988 als Museumsbediensteter eine Wirkungsstätte, die seinen Neigungen mehr entsprach, als der Maschinenbau. Den Aufbruch seiner Heimatstadt in die Marktwirtschaft mit allen ihren Facetten nach 1989 erlebte er im Ruhestand. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich verstärkt mit japanischen Kurzgedichtsformen, wie Haiku, Senryu und Tanka und schloss sich der 1993 gegründeten Haikugruppe Magdeburg der Deutschen Haiku-Gesellschaft e. V. an. M.s Stärke war die kleine Form, sein Humor, seine Lebenserfahrung und seine Liebe zu den Menschen finden sich in seinen Gedichten.

Werke: Leben – herrlich gefährliche Rutschbahn, 1996; Machteburch.Ein Zyklus nach dem Vorbild der japanischen Kurzgedichte Haiku, Senryu & Tanka, 2003 (Gedenkblatt für H.M., mit Ill. von Friedrich Jakobs); Pfennige tropften in meinen Hut, Gedichte (ungedruckt im Nachlass); Wenn Steine über das Wasser springen, Geschichten, Kurzprosa und Aphorismen (ungedruckt im Nachlaß).

Nachlaß: Angelika und Reiner Bonack, Magdeburg (priv.).

Literatur: Reiner Bonack, In memorian H. M., in: Almanach 2000/2001 der Literarischen Gesellschaft Magdeburg e.V., 2000, 60-67; Wolfgang Dobberitz, In memoriam H. M. Leben – herrlich gefährliche Rutschbahn, in: ders. (Hg.) Gedenkblatt für H. M., 2003.

Bildquelle: *Reiner Bonack, Magdeburg (priv.)

Horst Kötz

letzte Änderung: 09.08.2005