Alers, Georg Friedrich Wilhelm
geb. 12.05.1811 Braunschweig,
gest. 31.12.1891 Helmstedt,
Revierförster, Forstmeister, Erfinder, Stifter des Clarabades.

A. entstammte der altadeligen französischen Hugenottenfamilie des Alleurs. Sein Vater Bernhard A. hatte in Helmstedt Theologie studiert, wandte sich später der Ökonomie zu und wohnte zuletzt als Oberkommissär in Helmstedt. Die Kindheit verbrachte A. auf dem Waldgute der gräflichen Familie von Westphalen zu Laer an der Ruhr. Danach besuchte er die Gymnasien in Helmstedt und abschließend in Braunschweig. 1828 ging er als Forsteleve nach Allrode bei Blankenburg. Dort lernte er den Begründer der forstakademischen Ausbildung an der Universität Berlin, Oberforstrat Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil, kennen und folgte ihm in die preußische Hauptstadt. Den Studien der Forstwissenschaft und naturwissenschaftlicher Fächer von 1829 bis 1830 in Berlin und Tübingen schlossen sich ausgedehnte Reisen durch die Alpenländer und Oberitalien an. Ab 1832 fand A. als Revierjäger in Runstedt bei Helmstedt eine Anstellung. Später wurde er zu Revisionsarbeiten des Herzoglichen Finanzkollegiums nach Braunschweig beordert und war bis 1843 Oberforstsekretär bei Kammerrat Carl Uhde (1805-1877) in Königslutter. Schon bei Uhde begann A. mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit, die ihm viel Aufmerksamkeit einbrachte. Von 1843 bis 1850 verwaltete er als Revierförster das Forstrevier Stiege (Harz) und die von Stolbergischen Forsten. Er erhielt mehrfach lukrative Angebote, so in den höheren russischen Staatsdienst, lehnte aber ab. Im März 1850 wurde der Revierförster A. in das Forstrevier Calvörde, bestehend aus 8.000 preußischen Morgen Staats- und 3.000 Morgen Gemeindewaldungen, versetzt, wo er bis zum 1. Juli 1857 blieb. Als infolge einer Weideauseinandersetzung in den Calvörder Bergen 1852 eine gemischte Kiefern-, Schwarzkiefern- und Lärchensaat auf 300 Morgen nach dem Forstkulturverfahren Adolph von Alemanns zur Ausführung stand, konnte A. dies unter Beachtung der örtlichen Bodenverhältnisse mit Erfolg lösen (vgl. Alers, 1852). Seine Ernennung zum Oberförster in Helmstedt erfolgte 1857. Dort wurde er 1861 zum Forstinspektionschef befördert und zum Forstmeister ernannt; zu seinen Aufgaben gehörte auch die Verwaltung der von Veltheimschen Forsten in Harbke. Durch die 1868 von ihm erfundene Flügelsäge mit Stange zur Aufästung stehender Bäume ohne Leiter und deren Patentierung in 18 deutschen und 5 europäischen Ländern erlangte er größere Bekanntheit. Neben vorwiegend praktischen Tätigkeiten befaßte sich A. mit Betriebsregulierungen und forstlichen Taxationen (so 1876 auch in Calvörde), mit Trocken- und Grünästung sowie Frostschäden an Waldbäumen und galt als vorzüglicher Kenner der Jagd. Am 14.08.1869 erwarb A. die Obere Holzmühle im Brunnental bei Helmstedt. Die beiden dort befindlichen Quellen wurden seiner Frau Amalie – sie verstarb bereits am 07.06.1871 – und seiner Tochter Clara gewidmet. Aus der genannten Mühle entstand 1872/73 nach Um- und Ausbauten das Clarabad, geführt von Vertrauten aus der Mannschaft des Forstmeisters. Warme schwefelsaure Eisenbäder und eine milde kohlensaure Eisen-Trinkquelle in waldreicher Umgebung waren Grundlagen des Kurbetriebes. A. verbrachte dort große Teile seiner Freizeit, blieb aber selbst in Helmstedt wohnen. Auch nach Versetzung in den Ruhestand 1883 machte sich A. durch zahlreiche Schriften und Aufsätze bemerkbar. Der Ritter p. p., Inhaber Kaiserlich Österreichischer, Königlich Preußischer und Belgischer Verdienstanerkennungen verstarb zum Jahreswechsel 1891/92 in Helmstedt. Sein einsames Grab unter Buchen oberhalb des Clarabades ist heute ungepflegt und fast vergessen.

 Werke: Das v. Alemann’sche Forstculturverfahren in seiner Anwendung auf das Herzogl. braunschweigische Forstrevier Calvörde, in: Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung 28, 1852, 361-366; Chronik des Forstreviers Calvörde, angelegt vom Revierförster A. mit Anfang des Jahres 1855, Ms. o.J. (Forstamt Haldensleben in Flechtingen); Ueber das Aufästen der Waldbäume durch Anwendung der Höhen- oder Flügelsäge, 1868, 31874; Der Drömling, ein forst- und landwirthschaftliches Fragment, in: Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung 54, 1878, 185-193; Der Wildwechsel. Allen Jägern und Jagdfreunden als Begleiter auf Anstand und Pürsche gewidmet, 1885, 31891; Die Speisekarte unserer Waldtiere in schneereichen, strengen Wintern, [1888].

 Literatur: Richard Heß, [Nachruf] G. A., in: Zentralblatt für das gesamte Forstwesen 22, H. 3, 1896, 125ff.; Joachim Pohl, Das Clarabad, in: Der Lappwald, seine Quellen, seine Bäder, seine Theater, 1990, 148-172 (B); Rolf Volkmann, [Art.] G. A., in: Braunschweigisches Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert, 1996, 24; Franz Kropp/Zoltan Rozsnyay (Hg.), [Art.] G. A., in: Niedersächsische Forstliche Biographie. Ein Quellenband (Mitteilungen aus der Niedersächsischen Landesforstverwaltung. Aus dem Walde, Heft 51), 1998, 37-40 (B); Reinhold Brennecke, Vogelkundliches aus den Braunschweigischen Forsten von Calvörde unter G. A. bis 1880, in: Haldensleber Vogelkunde-Informationen 18, 2000, 69-75 (B).

Bildquelle: Ehemalige Universitätsbibliothek Helmstedt (Gemälde, Lithographie); *Fotothek Joachim Pohl, Helmstedt (privat).

 Reinhold Brennecke

letzte Änerung: 02.09.04