Alemann, Friedrich Adolph von
geb. 16.05.1797 Gut Benneckenbeck bei Magdeburg,
gest. 27.03.1884 Genthin,
Forstmann.

Der Sohn des preußischen Offiziers und Landrats des Kreis Wanzleben, Christoph Christian v.A., besuchte 1806–14 das Domgymnasium in Magdeburg. Auf dem elterlichen Gut schon als Knabe im Obstbau tätig und sich der Jagd widmend, absolvierte er bis 1817 die Forstlehre, einschließlich einer Kohlenbrennerausbildung, beim Königlich Hannoverschen Oberförster Julius Heinrich von Uslar in Lauterberg, 1815 durch Teilnahme am Befreiungskrieg gegen Napoleon als Freiwilliger im Jägerkorps unterbrochen. 1817–19 studierte A. Naturwissenschaften an der Universität Berlin und belegte Privatvorlesungen bei Oberlandforstmeister Georg Ludwig Hartig in Neustadt-Eberswalde. Er war dort an der Normal- Forsttaxation des Reviers Biesenthal beteiligt, ein Umstand, der ihm später zustatten kommen sollte. Nach dem 1819 mit gut bestandenem Oberförsterexamen schlossen sich zehn Jahre Forsttaxationen an. 1829 wurde ihm die 4.375 ha große “Königlich Preußische Oberförsterei Altenplathow, im II. Jerichowschen Kreise belegen,” übertragen, deren Leitung ihm bis 1872 oblag. A. war einer der bedeutendsten praktischen Forstleute seiner Zeit, ein Fachmann mit Weitblick, der die seltene Gabe besaß, theoretische Erkenntnisse unkompliziert in die Tat umzusetzen. Sein besonderes Interesse galt der Erhöhung des Eichenanteiles in “seinem” Wald. Der Anbau von 659 ha Eichen (507 ha Saat, 152 ha Pflanzung) – annähernd 23 % bei über 3.000 ha Neukulturen in 43 Dienstjahren – brachte ihm den Ehrennamen “Eichenvater” ein. Seine vielseitigen Erfahrungen legte er in dem heute noch lesenswerten Buch “Ueber Forst-Culturwesen” (1851, 31884) nieder, z. B. Vermeiden jedes Wurzelschnittes bei der Verpflanzung, Vorrang der Saat vor der Pflanzung, Stummelpflanzung bei Großpflanzen und anderes mehr. Er entwickelte Forstkulturpflüge, die bis nach Rußland exportiert wurden, Untergrundlockerer und Vorstecheisen. Als Musterbeispiel, der Natur ihre Gesetze abzulauschen, gilt der “A.’sche Schuppen” zur verlustarmen Überwinterung von Eicheln und Bucheckern, alles unter dem Blickwinkel der “Wohlfeilheit”, also Wirtschaftlichkeit, gesehen. Viele Forstleute aus allen Teilen Europas besuchten die Oberförsterei Altenplathow als forstliches Mekka. A.s Leistungen fanden Anerkennung durch die Verleihung mehrerer Auszeichnungen. Noch im Ruhestand war er als forstlicher Berater von Reichskanzler Otto von Bismarck hoch geschätzt. Als Vater von neun Kindern, drei verstarben frühzeitig, war er in seinen persönlichen Ansprüchen bescheiden. Mehrere verlockende Versetzungsangebote, so als Forstmeister zur Bezirksregierung Magdeburg, lehnte er im “Interesse des Schaffens im Walde” ab.

Werke: s.o.; Autobiographie, in: Julius Theodor Christian Ratzeburg (Hg.), Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon, 1872, 4–8.

Literatur: NDB 1, 190f.; F. Grunert, Nekrolog für F. A. v.A., in: Forstliche Blätter 21, H. 6, 1884, 221f.; Fritz Mrazek, Zum 100. Todestag von F. A. v.A., in: Beiträge für die Forstwirtschaft 20, 1986, 94f.; Stefan Loboda, Eichenpionier im Jerichower Land, in: Allgemeine Forstzs./Der Wald, H. 52, 1997, 938f.; Fritz Mrazek, Aus dem Lebenswerk des Königlich-Preußischen Oberförsters F. A. v.A., in: Arbeitsgemeinschaft für Naturgemäße Waldwirtschaft Sachsen-Anhalt, 1997; N. N. , Aus der Familiengeschichte derer v.A., Ms. o.J., 339–343 (Familienarchiv Hans-Heine v. A., Düsseldorf).

Bildquelle: *Sammlung Fritz Mrazek, Genthin (privat).

Fritz Mrazek

letzte Änderung: 02.09.04