Wallmann, Heinrich Christian Carl (genannt Rose)
geb. 10.06.1816 Helmstedt,
gest. nach 1848 USA (verschollen),
Anführer einer Diebes- und Räuberbande.

W., als uneheliches Kind in Helmstedt geboren, besuchte die Schule und war des Lesens und Schreibens kundig. In jungen Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Fischen und Obst. Der kleine, aber gewandte und kräftige junge Mann erlernte später das Waffenhandwerk im 2. Bataillon des herzoglichen Infanterieregimentes in Braunschweig. Erstmals polizeilich aktenkundig wurde er 1833 beim Versuch, Fische zu stehlen. Um 1840 entwickelte sich W., angetrieben durch soziale Not, zum Serientäter, scharte alsbald eine kopfreiche Bande von Dieben, Hehlerinnen und Hehlern um sich und operierte vorrangig auf preußischem Gebiet bis hin nach Ummendorf und Wormsdorf. Straßenräuberei war verpönt, seine Einbrüche richteten sich vorrangig gegen die Betuchten der Region. Ein fester Stützpunkt war für ihn Harbke, wobei er sich u.a. viel um Sommerschenburg, Beendorf sowie Marienborn aufhielt und man ihm Einbrüche in Pfarr- und Bürgerhäuser, bei Beamten, Kaufleuten, Gutsbesitzern, in Kirchen, Wirtshäuser, sogar in das Helmstedter Amtsgericht und die Gruft  Neidhardt von Gneisenaus nachsagte. Obwohl er eine Pistole und eine mit gehacktem Blei geladene Doppelflinte besaß, richtete er diese niemals auf Menschen und wandte auch keine Gewalt an, sondern agierte mit Geschick und List. Die Legende berichtet, er habe oftmals armen und alten Menschen, Frauen und Kindern geholfen. Im Februar 1843 wurde W., auf dessen Ergreifung 100 Taler Belohnung ausgesetzt waren, in einem Hinterhalt ergriffen und schließlich nach Braunschweig überführt. 1845 kam es dort zum Prozeß gegen W. und weitere 53 Angeklagte, bei dem 126 Straftaten verhandelt wurden. W. wurde Ende 1845 zu einer 15jährigen Zuchthausstrafe verurteilt, jedoch 1848 vom Herzog amnestiert und nach Nordamerika abgeschoben. Dort verliert sich seine Spur. Die Erinnerung an W. und seine Taten blieb jedoch bis heute, oftmals verklärt, in vielfältiger Form lebendig.

Literatur: Mechthild Wiswe, Soziale Realität und Mythos – eine Helmstedter Einbrecherbande um 1840, in: Braunschweigisches Jb. 74, 1993; dies., Räuberhauptmann Rose – ein Helmstedter Robin Hood?, in: Kreisbuch des Landkreises Helmstedt, 1995/96, 1995; Karl Schlimme, C. W., genannt Rose, der “Räuberhauptmann”, in: Börde, Bode und Lappwald. Heimatschrift 1998, 43–48.

Archivalien:  StA Wolfenbüttel: Prozeßakten.

Bildquelle: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel: Lithographie.

Karl Schlimme