Trenkner, Wilhelm
geb. 13.01.1874 Calbe,
gest. 10.02.1949 Calbe,
Organist, Pianist, Chordirigent, Musiklehrer, Komponist.

Der Sohn des Dachdeckermeisters Wilhelm T. ging nach dem Schulbesuch in Calbe an das Lehrerseminar in Barby, wo er Schüler von Rudolf Palme wurde. Im Oktober 1894 übernahm er das Amt des Hilfsorganisten und bald darauf das des ersten Organisten an der St. Stephani-Kirche in Calbe, zugleich wirkte er als Lehrer an der Knaben-Volksschule. Ab 1897 besuchte T. das Königliche Akademie Institut für Kirchenmusik in Berlin (Befähigung zum Organisten, Chordirigenten und Musiklehrer an höheren Lehranstalten) und studierte Gesang an der Königlichen Hochschule für Musik. In diese Zeit fielen erste eigene Kompositionen. 1899 heiratete T. die als eine gute Sängerin geltende Mathilde Möhring. Im Folgejahr wurde er Leiter des kirchlichen Gesangvereins Stephania in Calbe und wirkte als Lehrer an der Realschule sowie an der höheren Töchterschule. In Calbe brachte er u. a. Oratorien von Joseph Haydn und Carl Loewe zur Aufführung. T., der 1903 zum Seminarmusiklehrer in Barby berufen wurde, erhielt 1907 den Auftrag, ein Lehrerseminar in Neuhaldensleben einzurichten und die Leitung des ortsansässigen Oratorienvereins zu übernehmen. 1912 erfolgte die Berufung als Seminarmusiklehrer nach Merseburg, wo er 1921 das Amt des Domorganisten übernahm. Außerdem war er Dirigent des Merseburger Domchores, der Merseburger Singakademie und des Bürgergesangvereins, daneben auch Dirigent des Hallischen Lehrergesangvereins. Unter T.s Leitung wurden Vokalwerke von Bach, Haydn, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Reger aufgeführt. Sein Wirken für die Hebung und Förderung des Musiklebens in der Region wurde 1925 mit der Ernennung zum Staatlichen Fachberater für den Regierungs-Bezirk Merseburg gewürdigt. Am 10.09.1929 folgte die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor. Aufgrund eines Augenleidens wurde T. zum Oktober 1938 vorzeitig in den Ruhestand versetzt, worauf er sich nach Calbe zurückzog. Als Komponist schuf T. Klavier- und Orgelwerke, Motetten, Chor- und Sololieder, die der Spätromantik verpflichtet sind. T.s zweiter Sohn, Werner Otto T. (1902–1981), war Komponist und Dirigent, dessen Tochter ist die bekannte Pianistin Evelinde T. (Schülerin von Walter Gieseking und Wilhelm Kempff).

Werke: Choralvorspiele, Orgel- und Klaviermusik, Motetten, Chorlieder. – musikpädagogische Veröffentlichungen: Der Solosänger, 1907; Erläuterungs- und Übungsbeispiele für den Unterricht in der Harmonielehre und im Orgelspiel, 1911; 45 leichte Vor- und Nachspiele der Meister des 16.-18. Jahrhunderts, 1937; Orgelklänge aus neuerer und neuester Zeit (2 Bde), o. J.; Studien-Album für Orgel, Leipzig, o. J.

Literatur: Paul Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon, neu bearb. und ergänzt von Wilhelm Altmann, 141936, 639; Paul Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon, neu bearb. und ergänzt von Wilhelm Altmann, Bd. 2, 151978, 370; Kürschners Deutscher Musiker-Kalender, 1954, Sp. 1367f.; Günter Bust, Schönebeck und Staßfurt, in: Bedeutende Musiktraditionen, Bd. 2, 1981, 56; Joachim Steinbach, Biographische Notizen zum Leben von W. T., Typoskript Barby 1992.

Ralph-J. Reipsch

letzte Änderung: 02.03.2005