Holtzheuer, Otto Gottlob Alwin, Lic. theol., Dr. theol. h.c.
geb. 24.01.1836 Neuhaldensleben,
gest. 29.11.1906 Magdeburg,
evangelischer Theologe, Generalsuperintendent.

H., Sohn eines Feldwebels, absolvierte 1850–56 das Joachimsthalscher Gymnasium in Berlin, studierte evangelische Theologie in Halle und Berlin und war anschließend als Hauslehrer und Hilfsprediger tätig. 1864 übernahm er ein Predigeramt in Neustettin, wechselte 1866 als Pastor nach Ratzebuhr in Pommern und wurde dort 1869 zum Superintendenten berufen. 1875 promovierte ihn die Universität Greifswald zum Lizentiaten der Theologie 1878–99 führte er das Amt des Oberpfarrers und Superintendenten in Weferlingen/Kreis Neuhaldensleben. Seit 1881 Mitglied der evangelischen Synode der Provinz Sachsen und ihres Vorstandes, gehörte H. ab 1885 der Generalsynode der preußischen Landeskirche an – bis 1891 als Mitglied des General-Synodalrates, später als Mitglied des General-Synodalvorstandes. Seit 1893 bekleidete H., eines der tätigsten Mitglieder der sogenannten “konfessionellen Gruppe” innerhalb der Synode, das Amt des Vizepräsidenten der Generalsynode und stellvertretenden Vorsitzender des Generalsynodalvorstandes. 1899 wurde er neben Carl Heinrich Vieregge zum zweiten Generalsuperintendenten der Provinz Sachsen ernannt. H. galt als charismatische Persönlichkeit, die fest im konfessionell-lutherischen Standpunkt verwurzelt war. Er nahm wiederholt Stellung zu zeitgenössischen theologischen Streitfragen und setzte sich kritisch mit den Auffassungen der Schule Albrecht Ritschls (Adolf von Harnack, Julius Kaftan, Emil Schürer u. a.), insbesondere mit der um 1885 entstandenen sogenannten Religionsgeschichtlichen Schule um Albert Eichhorn und William Wrede, auseinander, die eine radikale Beschäftigung mit neutestamentlichen und urchristlichen Texten in streng historischem Geist betrieb, wandte sich aber auch gegen die “theologische Inferiorität” populärer Schriftsteller wie Gustav Frenssen. Er selbst vertrat in Wort und Schrift gegenüber der “grundstürzenden Theologie” eines mit dem neuzeitlichen Positivismus imprägnierten Glaubens einen streng christologischen, der neulutherischen Bekenntnistheologie verpflichteten Standpunkt. Bereits in Weferlingen gab H. den Anstoß zu diesbezüglichen theologisch-apologetischen Fortbildungskursen für angehende Theologen. 1893–99 redigierte H. die durch Ernst Wilhelm Hengstenberg gegründete konservative Evangelische Kirchen-Zeitung, für die er die meisten größeren Artikel selbst schrieb. Die theologische Fakultät der Universität Greifswald verlieh H. 1898 die theologische Ehrendoktorwürde.

Werke: Der Brief an die Ebräer, 1883; Das Abendmahl und die neuere Kritik, 1896; Christologie, 1898; Die Jerusalemfahrt, 1898; Die Auslegung der heiligen Schrift in der Kirche, der theologischen Wissenschaften und den Sekten, 1901; Drei letzte Zeugnisse, 1906.

Literatur: BioJb 11, 1906; Franz Neubert (Hg.), Deutsches Zeitgenossen-Lexikon, 1905; J. Gensichen, O. H. †, in: EvangelischeKirchen-Zeitung 80, 1906, Sp. 1169–1172

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, H. 657 I/II (PA).

 Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 09.02.2005