Hoyer, Gustav
geb. 12.12.1852 n. e.,
gest. nach 1907 n. e.,
Fabrikant, Kommunalpolitiker.

Über die Herkunft und das Leben H.s ist wenig bekannt. Ab 1885 betrieben die Brüder Gustav und Carl H. gemeinsam mit Walter Glahn in der Schönebecker Böttcherstraße 59 die Elektrotechnischen Werkstätten Hoyer und Glahn. Aus diesen bescheidenen Anfängen heraus gründeten sie 1890 in der Friedrichstraße 26 in Schönebeck die Fahrradfabrik Weltrad, aus der sich einer der größten Fahrradhersteller in Europa entwickelte, der durch die Produktion preiswerter Fahrräder diese zum Massengut machte. Dazu trugen viele Neuerungen bei: u. a. das Walzen des Hohlrohr-Fahrradrahmens, wodurch das Hartlöten des Rahmens entfiel, sowie die komplexe Einführung des autogenen Schweißens.1897 wurde daraus die Aktiengesellschaft Weltrad – vormals Hoyer und Glahn, die 1900 zur Metallindustrie Schönebeck AG wurde. Sie war nach 1945 die Keimzelle für das auch durch seine Exporte bekannte Traktorenwerk. H. war Aufsichtsratvorsitzender der Metallindustrie, und sein Bruder Carl H. wirkte als Direktor und Vorstandsmitglied. Neben Metallerzeugnissen wurden zeitweise u. a. auch Autos hergestellt. 1902/03 erfolgte die Konzentration auf Fahrräder und Motorräder mit elektrischer Zündung, wobei in der Folgezeit die Fahrradherstellung der einzige Produktionszweig wurde. In dieser Zeit schied Carl H. als Direktor aus und widmete sich mit der Firma C. und E. Hoyer, Inhaber Carl Hoyer dem Bau von Elektro-Anlagen in der Böttcherstraße. Die Fahrradproduktion wurde im Unternehmen kontinuierlich modernisiert und weiterentwickelt, so daß Mitte der 1920er Jahre bereits über eine Millionen Fahrräder verkauft waren. H. wurde zuletzt 1907 als Fabrikbesitzer und Stadtverordnetenvorsteher genannt. Sein weiteres Schicksal ist nicht dokumentiert.

Literatur: Hans Leonhard, Deutschlands Jubiläumsfirmen. Industrie- und Handelskammerbezirk Magdeburg, 1926, 43–45.

Ernst Lindner

letzte Änderung: 09.02.2005