Hauswaldt, Johann Christian Albert (Hans), Dr. h.c.
geb. 20.06.1851 Magdeburg,
gest. 27.03.1909 Magdeburg,
Kaufmann, Königlicher Kommerzienrat.

Der Sohn des Kaufmanns Johann Albert H. arbeitete nach seiner einschlägigen schulischen und beruflichen Ausbildung bereits seit Anfang der 1870er Jahre im Familienunternehmen Johann Gottlieb Hauswaldt mit. Nach dem Tod seines Vaters (1887) wurde er Teilhaber der Firma und führte sie gemeinsam mit seinem Cousin Johann Wilhelm H. Als er im Jahre 1900 die Leitung der Fabriken übernahm, wurde sein Neffe Georg H. sein Partner. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit im Bereich der Kakao- und Schokoladenherstellung widmete sich H. der physikalischen Forschung. Er war, für die Zeit höchst ungewöhnlich, ein leidenschaftlicher Fotograf, der für seine Leistungen von Wilhelm Conrad Röntgen gewürdigt wurde. Angeregt durch seine berufliche Praxis, widmete sich H. langjährig der Kristallographie, speziell dem Sichtbarmachen des “Feinbaus der Materie”. Seine Untersuchungen führten zu einer engen Verbindung mit den Zeiss-Werken in Jena. Die Universität Göttingen ernannte H. 1902 zum Ehrendoktor. Zu dieser Zeit arbeitete er an den Grundlagen für die offenbar verloren gegangene Kunst des Glasfärbens sowie an der Theorie der Kristallbildung, und beschäftigte sich mit Möglichkeiten der künstlichen Herstellung von Edelsteinen. Seine wichtigsten Forschungen widmete er dem Mehrfarbendruck, die entscheidende Grundlagen für die Farbfotografie schufen. H. gehörte 1894 zu den Gründungsmitgliedern der Magdeburger Zweigorganisation der Urania, eines Vereins zur populären Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Er förderte den Verein maßgeblich durch die Bereitstellung zahlreicher, für die geplanten Experimente und Vortragsreihen notwendiger wissenschaftlicher Apparate. Allem Neuen sehr aufgeschlossen, besaß H. einen der ersten Telefonapparate, die erste Gas- und Elektrobeleuchtung, eines der ersten Autos, einen hochbeinigen Benz, und kaufte etwas später vom Prinzen Aribert von Anhalt eine Opel-Limousine ab, die in der ganzen Stadt nur der “Aribert” genannt wurde. Von einer Amerika-Reise brachte er einen Füllfederhalter und die “Stimme seines Herrn” mit nach Magdeburg – für damalige Verhältnisse unvorstellbar fortschrittlich.

Werke: Interferenzerscheinungen im polarisierten Licht, 1904; Achsenbilder flüssiger Krystalle, 1909.

Literatur: Hauswaldt'sches Familienarchiv, H. 3: Lebensbilder, 1964.

Christian Farenholtz/Hans-Victor Steimer