Wendt, Friedrich Wilhelm Eduard
geb. 1807 Berlin
gest. 23.12.1890 Magdeburg,
Bratschist, Dirigent, Komponist.

W. erhielt seine erste musikalische Ausbildung besonders im Violinspiel durch seinen Vater, der Musiklehrer in Berlin war. Durch frühzeitiges mehrjähriges Mitwirken im Orchesterverein der Gebrüder Bliesner lernte er Orchesterwerke von Beethoven, Mozart, Haydn u. a. kennen. Noch in der Gymnasialzeit starb sein Vater, und er war auf sich selbst angewiesen. Durch Befürwortung Carl Friedrich Zelters konnte er das Königliche Institut für Kirchenmusik unter August Wilhelm Bach besuchen. Seine Violinstudien führte der Kammermusiker Dam weiter. W. wurde in die Kapell-Elevenklasse von Möser aufgenommen, spielte im Orchester des Königsstädtischen Theaters und übernahm beim Spiel in Streichquartetten die Bratschenstimme. Er erwarb sich im Bratschenspiel große Fertigkeiten, so daß er 1824, 17jährig, als Solobratschist in das Orchester des Stadttheaters in Magdeburg aufgenommen wurde. Der damalige Musikdirektor Telle erteilte W. Unterricht im Kontrapunkt und Dirigieren und übertrug ihm, da er nebenbei ein guter Klavierspieler war, die Opern-Klavierproben, wodurch er als Korrepetitor eingesetzt wurde, den Musikdirektor mehrfach vertreten mußte und ab 1847 das Amt des Musikdirektors übernahm. Er studierte mehrere Opern ein und brachte ein kleines eigenes Werk zur Aufführung. In den Harmonie- und Logenkonzerten führte er mehrere Ouvertüren, ein Quadrupel-Streichquartett, Sonaten u. a. auf, fand aber nicht allzu großen Beifall, so daß seine Kompositionsfreude gemindert wurde. 1848 gab er das Amt des Musikdirektors am Stadttheater in Magdeburg aus politischen Gründen auf, wirkte fortan als Musiklehrer und spielte Bratsche in Quartetten. 1849 war er Mitbegründer des Tonkünstlervereins zu Magdeburg. 1850 siedelte W. wieder nach Berlin über, war als Gesangslehrer tätig und spielte in Quartetten. Ab 1854 gab er mit Oertling u. a. Konzert-Soireen, die sich der Gunst des Publikums erfreuten. Besonders hervorzuheben sind seine Streichquartette, Sonate für Violine und piano in a-Moll (aufgeführt von F. Liszt und Joseph Joachim in Altenburg), Lieder und Gesänge sowie seine Klaviermusik.

Literatur: ADB 41, 718f.; Carl von Ledebur, Tonkünstler-Lexikon Berlins, 1861.

Sigrid Hansen

letzte Änderung: 02.03.2005