Kahlo, Martin
geb. 16.04.1853 Randau bei Magdeburg,
gest. 16.05.1929 Magdeburg,
Lehrer, Volks- und Heimatkundler, Schriftsteller.

K., Sohn eines Landwirts, wuchs mit elf Geschwistern zunächst in Randau, später in Calenberge auf, wo er auch die Schule besuchte. Er wurde zu einem pädagogischen Beruf bestimmt, absolvierte das Lehrerseminar in Barby und trat 1873 seine erste Stelle als Hilfslehrer an der Städtischen Vorbereitungsschule in Magdeburg an. 1875 wurde er in den Schuldienst übernommen und unterrichtete an dieser Schule bis zu ihrer Auflösung 1920. K., der in Magdeburg als erster Lehrer den Knaben-Handfertigkeitsunterricht an einer Schule der Provinz Sachsen einrichtete, wirkte mit Nachdruck für die Anerkennung des Arbeitsunterrichtes als Mittel des Ausgleiches zwischen körperlicher und geistiger Betätigung der Schüler vor allem der höheren Schulen. 1888 wurde eine erste Schülerwerkstatt mit zunächst 60 Schülern eröffnet, die er in der Folge langjährig leitete. K. war unter Berufskollegen hoch geachtet und vertrat als Vorstandsmitglied der Magdeburger Ortsgruppe des Preußischen Lehrervereins nachhaltig die Interessen der Lehrerschaft. Auf der Basis umfangreicher sprachwissenschaftlicher und sprachgeschichtlicher Kenntnisse favorisierte er eine Umgestaltung des Sprachunterrichts im Sinne Rudolf Hildebrands und legte als Frucht seiner pädagogischen Bemühungen mehrere Schulbücher für den Deutschunterricht vor. Seine “Deutsche Sprachlehre und Rechtschreibung” (5 Hefte, 1890ff.) fand weite Verbreitung an den Schulen Magdeburgs wie der umliegenden Region und erreichte mehr als 30 Auflagen. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand widmete sich K. verstärkt den zuvor nebenher intensiv betriebenen volks- und heimatkundlichen Studien, deren Ergebnisse er in zahlreichen lokalen Zeitungen und Zeitschriften publizierte. Er legte zudem mit “Fünfzig Jahre Randauer Zeit” (1913) und “Calenberge. Dorf und Flur” (1929) zwei heimatkundliche Arbeiten zu den Orten seiner Kindheit vor, mit denen er Zeit seines Lebens verbunden blieb. K. war auch auf vielfältige Weise schriftstellerisch tätig. Er verfaßte Gelegenheits- und plattdeutsche Scherzgedichte, Erzählungen, Märchen und Geschichten für Kinder, zudem die dramatischen Versuche “Ahnungen und Träume. Schauspiel” (1928) und “Der Gang zum Leiden” (unveröffentlicht) sowie mehrere Romane, deren Stoffe er aus seinem heimatkundlichen Interesse gewann.

Werke: s. o.; Der Arbeits- oder sog. Handfertigkeitsunterricht vom pädagogischen und gesundheitlichen Standpunkt, in: Bll. HGusL 41, 1889, 239f., 246f., 254–256; Kleines orthographisches Wörterbuch für den Schulgebrauch, 1898; Aus dem mittelalterlichen Rechtsleben, in: Zs. Niedersachsen 1921–1922 (in Fortsetzungen); Die Pfalzgräfin Irmgard. Roman, 1921; Im Wolfsbachgrund, Ms. 1929; Schloß Kriebstein. Roman, 1929; Gerhard K. (Hg.), Deutsche Männer, deutsche Treue. Skizzen, 1934.

Nachlaß: Archiv des Literaturhauses Magdeburg.

Literatur: N. N., Nachruf M. K., in: Heimatglocken des Kreis Calbe (Heimatbeilage zur Schönebecker Zeitung), Nr. 11, 1929, 42f.; Gerhard K., M. K., ein Heimatschriftsteller, in: Der Harz, 1929, 139; Materialsammlung im Archiv des Literaturhauses Magdeburg.

Bildquelle: *ebd.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 09.02.2005