Kahlo, Gerhard, Prof. Dr. phil.
geb. 29.12.1893 Magdeburg,
gest. 18.07.1974 Cottbus,
Linguist, Hochschullehrer.

Nach dem Schulbesuch des Pädagogiums am Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg studierte K., Sohn des Lehrers und Volkskundlers Martin K., in Göttingen und Jena Klassische Philologie, Germanistik, Geschichte und Philosophie und promovierte nach kriegsbedingter Unterbrechung des Studiums 1919 in Jena, wo er sich mit europäischen und asiatischen Sprachen beschäftigte. Schon als Frontsoldat politisch orientiert, war K. Mitglied des Arbeiter-und-Soldaten-Rates der Universität Jena, trat der USPD bei und wurde, nach deren Auflösung, Mitglied des Leninbundes. In Magdeburg schloß sich K. der Künstlergruppe Die Kugel an, übernahm kurzzeitig ein Lehramt am Gymnasium Salzwedel und wurde 1921 mit der Aufgabe betraut, in Wanzleben eine städtische höhere Schule aufzubauen (“Die neuhumanistische Arbeitsschule”, 1921; “Das Wanzleber Schulsystem in Gefahr”, in: Hadmersleber Zeitung vom 26.01.1923). 1925 gab K. in Wanzleben auf, war in der Folge an verschiedenen Orten als Lehrer beschäftigt und hatte nach 1933 wegen seiner politischen Haltung erhebliche Schwierigkeiten. K. veröffentlichte Erzählungen, Gedichte, Märchen und Sagen, Romane und Bühnenstücke, auch Übersetzungen und Bearbeitungen von Bühnenwerken (Iffland, von Arnim). 1945 Mitglied der KPD, bildete K. Neulehrer aus und baute das Schulwesen im Kreis Belzig auf, war 1952 Dozent an der Lehrerbildungsanstalt Wiesenburg/Priegnitz sowie Lehrer in Wittenberg und Senftenberg. 1953 wurde K. als Professor für Volkskunde an die Humboldt-Universität Berlin und kurz darauf an das Ostasiatische Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig berufen, wo er sich intensiv mit malayo-polynesischen Sprachen befaßte und Standardwerke für Lehre und Forschung schuf (u. a. das erste deutsch- indonesische Wörterbuch zusammen mit Rosemarie Simon- Bärwinkel). 1963 emeritiert, erfuhr K. weltweite Anerkennung seiner Leistungen in der Indonesienkunde. Er erhielt 1963 die Medaille für ausgezeichnete Leistungen und wurde 1969 Ehrenmitglied des International Comittee of Onomastic Sciences (I. C. O. S.) in Leuven (Belgien). Sein sehr umfangreiches wissenschaftliches Werk, in dem neben zahlreichen Veröffentlichungen über asiatische und europäische Sprachen auch eine große Zahl germanistischer und volkskundlicher Arbeiten hervorzuheben sind, bezieht sich auch auf das Magdeburger Gebiet, wie in “Niedersächsische Sagen” (1923).

Werke: s.o.

Nachlaß: Archiv des Literaturhauses Magdeburg.

Literatur: KLK 1925; KLK 1949; KLK 1952; KGL 7, 1950; Wer ist’s 12, 1955; Kosch LL 8, Sp. 821f. (W); Hansheinrich Lödel, Bibliographie G. K., 1964; Erika Taube/Hans Herrfurth, Biographie G. K. 1893–1974, in: Abh. und Berichte des Staatlichen Museums für Volkskunde Dresden 37, 1979, 9–13 (B); dies., Bibliographie der wissenschaftlichen Veröffentlichungen G. K.s, ebd., 15–21.

Bildquelle: *Archiv des Literaturhauses Magdeburg.

Heinz Nowak