Sander, Johann Daniel |
S. konnte durch den Erhalt einer Freistelle von 1769 bis 1776 die Domschule in Magdeburg besuchen. Anschließend studierte er bis 1780 an der Universität in Halle evangelische Theologie und übernahm nach Studienabschluß eine Lehrerstelle an einer Realschule in Berlin, wo er bis 1785 meist in höheren Klassen lehrte. S. gab diese Position auf, um ungebundener wirken zu können. 1785 bis 1789 war S. Herausgeber und Schriftleiter der Berliner Zeitung, wurde später Berater, Vertreter und Teilhaber der Vossischen Verlagsbuchhandlung in Berlin, wodurch er die Wissenschaft, auch durch Herausgabe eigener Beiträge, bereichern wollte. 1798 trennte er sich von der Vossischen Verlagsbuchhandlung und machte sich durch Kauf der Weverschen Verlags- und Sortimentsbuchhandlung selbständig, wobei S.s Frau Sophie 1808 den kaufmännischen Teil des Unternehmens übernahm. So konnte sich S. verstärkt seinen literarischen und musischen Interessen widmen. S. pflegte vielseitige freundschaftliche Kontakte zu Literaten und Musikern. Dabei wurde der von ihm gegründete Sander'sche Salon von 1800 bis 1805 zu einem wichtigen gesellschaftlichen Zentrum. S., der in gleicher Weise an wissenschaftlicher Forschung wie an Dichtung und Musik interessiert war, gelangte besonders als Stilist und Übersetzer zu anerkannter Wirkung. In den letzten Lebensjahren gab er durch Zusammenarbeit mit Georg Abraham Schneider, Bernhard Anselm Weber sowie Carl Friedrich Zelter ein wertvolles dreiteiliges Sammelwerk für Chöre heraus, das dem Bedürfnis nach “Gesangsnoten ohne große Orchesterbegleitung” dienen sollte.
Werke: Das Leiden Jesu (Passions-Oratorium von Rolle), 1777; Bernd Maurach (Hg.), Die Briefe J. D. S.s an Carl August Böttiger 1796–1825, 1990–1993. – Opernübersetzungen: Orpheus und Euridike, 1786; Iphigenie auf Tauris, 1790; Iphigenie in Aulis, 1809; sonstige Üb.: Freundschaftlicher Briefwechsel Friedrich II. mit Ulrich Friedrich von Suhm (2 Bde), 1787; Briefe und Gedichte Friedrich II. an Voltaire, in: Hinterlassene Werke Friedrichs II. Königs von Preußen, Bd. 1, 1788; Charles Jean Dominique de Lacretelle, Geschichte Frankreichs während des 18. Jahrhunderts (2 Bde), 1810. – Kompositionen: (Hg.) Die Heilige Cäcilia (geistliche Oden, Motetten, Psalmen, Chöre und Gesänge verschiedener Komponisten), 1818/19.
Literatur: ADB 30, 350; MGG 11, Sp. 1358f.; Neuer Nekr 3, 1827; Hamberger/Meusel, Bde 7, 10, 15.
Sigrid Hansen