Nachtweh, Heinrich Norbert Wilhelm
geb. 08.03.1904 Brünn,
gest. 12.04.1967 Magdeburg,
Garten- und Landschaftsarchitekt.

Der Sohn des Landesobstbauinspektors von Mähren, Heinrich N., folgte mit seiner Berufswahl den Spuren des Vaters. Nach solider praktischer Berufsausbildung absolvierte er erfolgreich ein Studium an einer höheren Gartenbaulehranstalt. Anschließend war er bei renommierten Architekten und in Betrieben in der ČSR für verschiedene Bauvorhaben tätig. Seine ersten Arbeiten als Gartengestalter zur Konzipierung von Grünanlagen für Sanatorien und Erholungsheime, öffentlichen und privaten Grünanlagen und zentralen Sportstätten entstanden in enger Zusammenarbeit mit Architekten in der Hohen Tatra (ČSR). Die dort vorherrschende gleichrangige Betrachtungsweise von Architektur, Verkehrs- und Freiraumplanung unter Einbeziehung der Kunst im Städtebau war für seine zukünftige Tätigkeit, ob als angestellter oder als freischaffender Landschaftsarchitekt, bestimmend. Inspiriert von den fortschrittlichen Ideen des Bauhauses beschloß N., seine Tätigkeiten in den mitteldeutschen Raum zu verlegen, und kam 1938 nach Magdeburg, wo er unter Gartenbaudirektor Paul Sallmann im städtischen Gartenamt wirkte. 1940 begründete N. ein eigenes Planungsbüro. In diese Schaffensperiode fielen der Lazarettgarten im Kasernengelände am Herrenkrugpark oder Planungen für die Trassierung der Autobahn von Cottbus nach Breslau. Nach dem II. Weltkrieg stellte N. seine Erfahrungen zunächst in den Dienst des Aufbaus einer Landesentwicklungsanstalt Sachsen-Anhalt, die später Eingang in ein zentrales Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung fand. Nach 1952 erfolgte durch N. der Aufbau einer Projektierungsabteilung beim VEB Hoch- und Industriebau Magdeburg, zu deren Aufgaben u. a. die Freiraumgestaltung für die Krankenhäuser Burg und Hennigsdorf bei Berlin und die Medizinische Akademie Magdeburg, für die Technische Hochschule Magdeburg sowie verschiedene Friedhöfe gehörte. N. war 1953 Mitbegründer des Fachverbandes der Garten- und Landschaftsarchitekten im Bund Deutscher Architekten. Er engagierte sich für den Einklang von Architektur, Verkehrs- und Freiraumgestaltung und vertrat damit moderne Auffassungen von Stadtgestaltung. 1962 wurden seine Verdienste mit der Schinkel-Plakette des Bundes Deutscher Architekten gewürdigt.

Werke: Heimstättengartengebiet I Magdeburg, 1939; Wohnstadt Calbe, 1955–58; Friedhof Burg; Nordabschnitt Fußgängerbereich Breiter Weg Magdeburg, 1958. – Schriften: Die Mitarbeit von Gartenarchitekten bei der Projektierung von Getreidesiloanlagen, in: Zs. Landschaftsarchitektur, H. 4, 1963, 80–82.

Literatur: H. N. 60 Jahre, in: Zs. Landschaftsarchitektur, H. 2, 1964; Gerhard Kristott, H. N. verstorben, in: ebd., H. 3, 1967; Gert Gröning/Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.), Grüne Biographien, 1997, 272; Unterlagen Gerhard Kristott, Oranienbaum (privat).

Bildquellen: Gerhard Kristott, Oranienbaum (privat); *Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat): Lithographie von Bruno Beye.

Günter Reso

geändert: 09.06.2004