Koß, Erich Friedrich Karl
geb. 05.03.1899 Schwerin,
gest. 24.12.1982 Frankfurt/Main,
Bautechniker, Maurermeister, Stadtbaurat.

Nach Besuch der Bürgerknabenschule und einer dreijährigen Maurerlehre studierte der in einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus aufgewachsene K. an der Baugewerkeschule Lübeck. Die Abschlußprüfung als Bautechniker bestand er 1922 mit Auszeichnung. 1927 folgte nach praktischer Tätigkeit die Meisterprüfung. Sein beruflicher Weg führte K. zur Bauhütte, dem von den Gewerkschaften getragenen Verband sozialer Baubetriebe, wo er als aktiver Sozialdemokrat tätig wurde und seine Lebensaufgabe in der Schaffung einer sozialen Bauwirtschaft fand. 1923 fungierte er als Niederlassungsleiter der Bauhütte Oppeln/Oberschlesien, 1924 als Geschäftsführer der Bauhütte Niederschlesien-Nord in Grünberg und war ab 1928 in dieser Eigenschaft in Görlitz tätig. Im selben Jahr wurde er in den engeren technischen Ausschuß des Bauhüttenverbandes berufen. 1932 übernahm er die Leitung der Niederlassung Stettin in Paris und schuf dort die Voraussetzungen zur Bildung von Bauhütten in Frankreich. 1937 kehrte er mit seiner Familie nach Deutschland zurück und führte nach der Auflösung der Bauhüttenbewegung durch die Nationalsozialisten von 1938 bis 1946 ein eigenes Bauunternehmen in Dessau. Der Oberbürgermeister Rudolf Eberhard übertrug dem erfahrenen K. 1946 die Leitung des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Stadt Magdeburg. Vom Präsidenten der Provinz Sachsen zum Stadtbaurat ernannt, setzte K. mit breiter Unterstützung durch Kommunalpolitiker und die Einwohner Magdeburgs einen umfangreichen Plan ins Werk, in dessen Folge durch die Umstrukturierung der Pflichtarbeit zur Aufbauarbeit, die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft der kriegszerstörten Städte des Landes Sachsen-Anhalt und die Gründung der Neuaufbau GmbH geeignete Instrumentarien zum Wiederaufbau geschaffen wurden. K. stellte seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Rationalisierung im Bauwesen bei der Enttrümmerung und Aufbauarbeit zur Verfügung. Er entwickelte ein effektives Verfahren zur Nutzung und Aufarbeitung des Trümmerschuttes – insgesamt ca. 4,5 Millionen. m³ – zu neuem Baumaterial. Nach seinen Angaben wurden fahrbare Geräte zur Vorsortierung des Schutts konstruiert sowie im SAG AmO (ehemals Krupp-Gruson-Werk) gebaut und der Transport des Materials über gleisgebundenen Lorenbetrieb auf einer innerstädtischen Gesamtlänge von 32 km organisiert. 1947 wurden unter K.s Leitung eine Ziegelaufbereitungsanlage und ein Betonwerk auf dem Magdeburger Schroteplatz errichtet und 1948 bzw. 1950 in Betrieb genommen. 1949/50 wurde zudem eine Bindemittelmahlanlage gebaut, die nach eigenständig entwickelten Rezepturen arbeitete und den eigens erfundenen “Magdeburger Binder 225” aus Flugasche, Ziegelmehl und Anhydrit produzierte. K.s Erfolge bei der Vorbereitung, Organisation und Rationalisierung der Aufbauarbeit wurden schnell bekannt und zum Ideenträger für andere Städte und die Regierung in Berlin. Angebote einer leitenden Stellung in der Abteilung Wirtschaft der Deutschen Wirtschaftskommission und der Berliner Bau-Union lehnte K. jedoch ab. Zielgerichtete Aktionen von Funktionären der SED gegen sozialdemokratische Persönlichkeiten der Stadt im Zuge der breit angelegten Eliminierung des “Sozialdemokratismus” (Walter Ulbricht) beendeten die Arbeit K.s und führten am 02.07.1950 zu seiner Verhaftung. Im Januar 1952 wurde er nach Befehl Nr. 160/45 der Sowjetische Militär-Administration Deutschlands (SMAD) in Verbindung mit § 1 WstVO wegen Sabotage zu fünf Jahren Zuchthaus und Vermögenseinzug verurteilt. Im Mai 1955 aus der Haft entlassen, verließ K. anschließend mit seiner Ehefrau illegal die DDR. In Dortmund und Frankfurt/Main fand er sein neues Betätigungsfeld, seit 1957 wieder als Technischer Geschäftsführer der Deutschen Bauhütten GmbH fungierend. 1964 erhielt K. für seine Verdienste bei der Rationalisierung im Bauwesen das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1993 wurde er postum rehabilitiert.

Werke: Herkömmlich bauen – rationell bauen, 1974.

Nachlaß: Klaus K., Magdeburg.

Literatur: Who is who in Deutschland 1982; Fritz K., E. K. 40 Jahre Schweigen über seine Leistungen beim Wiederaufbau der Stadt Magdeburg, in: Magdeburger Blätter 1991, 48–53 (B); Der Freiheit verpflichtet. Gedenkbuch der deutschen. Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert, hg. vom Vorstand der SPD, 2000, 185.

Bildquelle: *Klaus K., Magdeburg (privat).

Klaus Koß

letzte Änderung: 09.02.2005