Karg-Elert, Sigfrid Theodor, Prof. Dr. h.c.
geb. 21.11.1877 Oberndorf am Neckar,
gest. 09.04.1933 Leipzig,
Komponist, Pianist, Organist, Musiktheoretiker, Pädagoge.

Der Sohn des Redakteurs des Schwarzwaldboten Jean-Baptiste K. und der Marie K., geborene Elert, erhielt seinen ersten Klavierunterricht, durch Gönner finanziert, in Leipzig. K. besuchte das Lehrerseminar in Grimma, desertierte dort 1893 und ging nach Markranstädt zur Stadtpfeiferei, wo er Kenntnisse in verschiedenen Instrumenten erwarb. 1895/96 hielt er sich wahrscheinlich erstmals in Magdeburg auf und wirkte in den sogenannten “Stützerschen besseren Conzerten” des Musikmeisters Christoph Stützer als Oboist, Klarinettist und Hornist mit. 1896 bekam er durch Emil N. von Reznicek und Alfred Reisenauer (Liszt-Schüler) mehrjährige Stipendien am Leipziger Konservatorium und konnte bei Paul Homeyer, Karl Wendling, Salomon Jadassohn, Carl Reinecke sowie bei Robert Teichmüller studieren. Von 1901 bis 1902 führten ihn Lehr- und Konzerttätigkeit nach Magdeburg an das Sannemannsche Conservatorium der Musik – hier nahm er auf Veranlassung Max Sannemanns den Namen Karg-Elert an – sowie an das im Oktober 1902 gegründete Neue Conservatorium für Musik des Kapellmeisters Hans Hoehne, wo er als erster Lehrer für Klavierspiel wirkte. Danach widmete er sich, zurückgekehrt nach Leipzig, das er nur für Konzertreisen verließ, seinem kompositorischen Schaffen. K. hat sich wie kaum ein anderer für das Kunstharmonium (Harmonium d’art) eingesetzt, das ihn wegen des fast orchestralen Klanges und der Ausdrucks- sowie Spielmöglichkeiten faszinierte. Zwischen 1904 und 1914 hatte er große Erfolge mit seiner Harmonium- Musik. 1915 trat er freiwillig in den Kriegsdienst. Er spielte in der Regimentskapelle Oboe, Englisches Horn, Saxophon und fand Zeit zum Komponieren. 1919 wurde er auf die vakante Stelle für Komposition und Theorie am Leipziger Konservatorium berufen (1932 Professor). Als Nachfolger Max Regers blieb er dort bis zu seinem Tode tätig. Als Lehrer erwarb er sich einen bedeutenden Ruf. Seine Kompositionen, angeregt durch Reisenauer, Reinecke, Grieg und Reger, zeigen nicht immer eine konsequente, dennoch eine zielgerichtete Entwicklung, die von der Schumann-Nachfolge bis an die Atonalität führte. Sie umfassen Werke für Orgel, Harmonium, Klavier, Kammermusik, größere Chorwerke, Lieder, zahlreiche Arrangements und freie Bearbeitungen nach Werken u. a. von Brahms, Anton Bruckner, Liszt, Jean-Philippe Rameau und Richard Wagner sowie Schriften und theoretische Lehrbücher wie “Die Kunst des Registrierens” op. 91 (3 Bde, 1906–1919), “Die ersten grundlegenden Studien im Harmoniumspiel” op. 93 (1913), “Die Grundlagen der Musiktheorie” (1922), “Akustische Ton-, Klang- und Funktionsbestimmung” (1930), “Polaristische Klang- und Tonalitätslehre” (1931).

Werke: s.o.

Literatur: MGG 7, 682–686 (W); Sonja Gerlach/Ralf Kaupenjohann, S. K.-E. Verzeichnis sämtlicher Werke (mit Biographie), 1984 (B); Dagmar Kähne, Untersuchungen zu biographischen Angaben von K. im Zusammenhang mit dem Musikleben um 1900 in Magdeburg, 1993.

Bildquellen: Friedrich Jansa (Hg.), Deutsche Tonkünstler in Wort und Bild, 21911; *Kompositionsverzeichnis von ca. 1914: Titelblatt.

Sigrid Hansen