Einhoff, Friedrich Gustav Heinrich
geb. 11.07.1901 Baven/Kreis Celle,
gest. 15.08.1988 Soltau,
Maler, Graphiker, Kunstgewerbelehrer.

Der Sohn des Volksschullehrers Friedrich Heinrich E. verlebte seine Kindheit ab 1905 im Ruhrgebiet, besuchte die Volks- und Oberrealschule in Gelsenkirchen und legte dort 1920 das Abitur ab. Anschließend arbeitete er als Schmied und Zuschläger auf der Zeche “Wilhelmine-Victoria”, besuchte 1920–23 die Gewerbeschule Gelsenkirchen, war gleichzeitig im gewerblichen Schuldienst tätig und praktizierte zwischenzeitlich als Maler und Theatermaler. 1923–25 absolvierte E. das Staatliche Gewerbelehrerseminar in Berlin-Charlottenburg, das er als Gewerbelehrer abschloß. Nach kurzer Tätigkeit als Lehrer für Graphik und gestaltendes Gewerbe in Frankfurt/Main studierte er dort 1925–27 nebenher Kunstgeschichte, Pädagogik und Psychologie, setzte 1927–28 seine Studien in Rostock fort, lehrte an der dortigen Gewerbeschule und suchte Verbindung zur Berliner Kunstszene. Um 1925 wurde E. Mitglied der Frankfurter Künstlergesellschaft und stellte erstmals Arbeiten in Frankfurt und Wiesbaden aus. 1929 trat er eine Stellung als Gewerbeoberlehrer an der Berufsschule III in Frankfurt/ Main an und unterrichtete parallel dazu bis zu seiner Berufung nach Magdeburg 1934 an der Deutschen Fachschule für Polsterer. Vom Beginn seiner Künstlerkarriere bis etwa 1933 gehörte E. zu jenen Malern, die in der progressiven Nachfolge des Expressionismus zu einem “expressiven Realismus” (Zimmermann, 1994) vordrangen und ihre Umwelt in den Farben ihrer Gefühlsempfindung ausdrückten. Seine einfühlsamen Farbbilder und Graphiken (Aquarelle, Kohlezeichnungen, Holzschnitte) zeugen von großer Experimentierfreude. Als 1933 einige seiner Bilder von den Nationalsozialisten aus einer Ausstellung in Frankfurt/Main entfernt wurden, distanzierte er sich von seinem künstlerischen Werk. Trotz Eintritts in die NSDAP nicht als Direktor der Frankfurter Kunstgewerbeschule bestätigt, folgte er 1935 nach der Zwangsbeurlaubung  Wilhelm Deffkes einem Ruf als Direktor der Kunstgewerbeschule nach Magdeburg, wo er 1936 endgültig als Direktor der in Städtische Handwerkerschule umbenannten Bildungseinrichtung eingesetzt wurde. E. unterrichtete anfangs die Fächer Malerei und Graphik selbst und machte sich bei seinen Versuchen, das Schulprofil der neuen Haltung des Staates anzupassen, Ergebnisse der langjährigen Reformbestrebungen Deffkes im Zusammenwirken von künstlerischer und handwerklicher Ausbildung z. T. zu eigen. Mit seinem Amtsantritt verengte sich das künstlerische Spektrum der Schule, die E. 1943 als Meisterschule für das gestaltende Handwerk auf zeittypischen, linientreuen Perfektionismus überführte. Die Schule verabschiedete sich unter E., der ab 1939 auch als NSDAP-Ortsgruppenleiter in Magdeburg fungierte, von allen modernen Strömungen. Er selbst fertigte systemkonforme, künstlerisch nicht hoch zu bewertende Arbeiten, von denen die Magdeburger Stadtansichten (Ölbilder, Lithographien) dokumentarischen Wert besitzen. Nach der Schließung der Schule Ende 1944 wurde E. zur Marine eingezogen und 1945 schwer verwundet. Nach britischer Gefangenschaft ließ E. sich 1947 in Soltau nieder und wirkte als Berufsfachlehrer in Biedenkopf, Bad Pyrmont (1949–52) und Soltau (1952–63). In der Nachkriegszeit beteiligt sich E. an zahlreichen Ausstellungen, so in Hannover, Hameln, Bad Pyrmont, Magdeburg, Berlin und Lüneburg, wobei er bewußt nicht an sein in Magdeburg zurückgebliebenes Frühwerk anknüpfte.

Werke: Magdeburg (Monumentalbild), 1941; Bilder vom zerstörten Magdeburg, Herbst 1944.

Literatur: Kunstverein zu Magdeburg, Kat. Juli 1938; Der Goldene Reiter 6, 1940; Kat. F. E. 1901–1988. Bilder aus dem Magdeburger Nachlaß 1922–1934, 1991 (B); Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993; Rainer Zimmermann, Expressiver Realismus, 1994; Matthias Puhle (Hg.), Magdeburg in Bildern von 1492 bis ins 20. Jahrhundert, 1997, 174ff., 238, 292ff. 

Archivalien: Bundesarchiv Berlin: Sign. R 4901, Abteilung X, Fach E, E 83 (PA).

Bildquellen: *Günter Paulke, Magdeburg (privat); KHM Magdeburg.

Gerd Kley