Wißel, Adam Johannes (Hans), Prof.
geb. 04.08.1897 Magdeburg,
gest. 28.05.1948 Osterode/Ostpreußen,
Goldschmied, Graveur, Ziseleur, Metallgestalter, Bildhauer.

Der einer ostpreußischen Goldschmiedefamilie entstammende W. besuchte die Kunstgewerbeschule in Magdeburg unter  Rudolf Bosselt und Wilhelm Achtenhagen und diente 1914–1918 als Frontsoldat. 1919 eröffnete er in Magdeburg eine Werkstatt für Metallplastik. 1924 und 1932 hielt er sich in Rom und Carrara auf und studierte dort Methoden der Marmorbearbeitung. 1925 übernahm W. die Leitung einer Bildhauerklasse in der Kölner Werkschule. Dort begann er lebensgroße Figuren aus Metallplatten zu treiben, deren Einzelteile er durch Nieten oder Schweißen zusammenfügte, darunter 1926 das große Messingkruzifix für die neu erbaute Christkönigskirche in Mainz. Er fertigte zahlreiche Plaketten, Medaillen, Büsten, Bauplastiken und Monumentalgruppen und wurde 1928 mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. 1933 erfolgte seine Berufung als Lehrer für Bildhauerei an das Königsberger Staatliche Meisteratelier für bildende Künste (ehemalige Kunstakademie). Im selben Jahr nahm er an der Weltausstellung in Chicago teil und stellte in der Nationalgalerie aus. Das 1935 eingeweihte 18 Meter hohe “Denkmal der Gefallenen der SA-Gruppe Mitte”, an der Nordwestecke des Magdeburger Domes aufgestellt (zerstört), brachte ihm die endgültige Anerkennung durch die nationalsozialistischen Machthaber. W. fertigte monumentale Skulpturen für das Krematorium Königsberg, die Elbinger Kasernen und öffentliche Plätze in Königsberg, die teilweise unvollendet in seinem Königsberger Atelier zurückblieben und verschollen sind, wie auch historische Büsten, u. a. von Martin Luther (Lutherkirche zu München), Johann Sebastian Bach (Musikinstitut der Universität Königsberg), für die W. Messungen am Schädel Bachs in Leipzig vornahm, Nikolaus Kopernikus, Immanuel Kant (Universität Königsberg). 1939–45 zum Kriegsdienst eingezogen, geriet W. 1945 in britische Gefangenschaft und lebte nach seiner Entlassung in Grainau.

Literatur: Kunstverein Magdeburg, Ausstellung von Gemälden und Bildwerken von Künstlern aus dem Gau Magdeburg-Anhalt 1935, 29; Herbert Meinhard Mühlpfordt, Königsberger Skulpturen und ihre Meister 1255–1945, 1970, 195f.; Mortimer G. Davidson, Kunst in Deutschland 1933–1945. Eine wissenschaftliche Enzyklopädie der Kunst im Dritten Reich, Bd. 1, 1988, 515f.

Gerald Christopeit