Standhardt, Hans
geb. 26.07.1901 Bant bei Wilhelmshaven,
gest. 29.06.1944 Magdeburg,
Segelflieger, Schlossermeister.

Der Sohn des königlichen Werftführers Edmund S. und der geb. Magdeburgerin Margarete Püschel kehrte nach dem frühen Tod des Vaters 1907 mit seiner Mutter nach Magdeburg zurück. Er besuchte in Magdeburg-Neustadt die Volksschule und erlernte bei der Firma Zacharias & Steinert das Schlosserhandwerk. Ausgelöst durch die Erfolge deutscher Flieger vor und während des I. Weltkrieges, stand die Entwicklung von Flugzeugen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Infolge des Bauverbots von Motorflugzeugen in Deutschland durch die Festlegungen des Versailler Vertrages nahm insbesondere der Bau von Modell- und Segelflugzeugen einen beachtlichen Aufschwung und inspirierte auch den jungen S. zu ersten flugtechnischen Unternehmungen. Mit 16 Jahren baute er mit zwei Kameraden einen sogenannten Hängegleiter mit sechs Metern Spannweite, mit dem er erste Sprünge und Flüge von den Hügeln der Hängelsberge wagte. Unter seiner maßgeblichen Mitwirkung wurde Anfang der 1920er Jahre der Verein für Segel- und Modellflugsport Magdeburg mit Standort Großer Cracauer Anger gegründet, der sich später Flugtechnischer Verein Magdeburg nannte und bei mitteldeutschen Modellwettflügen mehrfach Preise gewann. S. übernahm als Vereinspilot und Fluglehrer Aufgaben im technischen Bereich. Er erwarb bis 1932 die A-, B- und C-Prüfung (u. a. in der Segelflugschule des legendären Ferdinand Schulz in Rositten auf der Kurischen Nehrung), wurde als Bauprüfer des Deutschen Luftfahrtverbandes zugelassen und baute in der Umgebung von Magdeburg, so in Haldensleben, Schönebeck und Halberstadt, Segelfluggruppen auf. Mit dem ersten im Verein gebauten Segelflugzeug vom Typ “Zögling”, einem von Oberbürgermeister Hermann Beims auf den Namen “Elbvogel” getauften Schulgleiter, konnte S. 1927 anläßlich des 8. Rhönwettbewerbes auf der Wasserkuppe einen Anerkennungspreis der Rhön-Rosittengesellschaft für den Magdeburger Segelflugsport erringen. Im gleichen Jahr konstruierte er sein erstes Leistungssegelflugzeug, das 1928 auf den Namen “Otto von Guericke” getauft wurde und mit dem er 1929, vom Weinberg bei Lostau startend, erstmals per Gummiseilstart vom Weinberg die Elbe überflog – eine Leistung, die nach ihm kein weiterer Flieger unter gleichen Bedingungen wagte. Obgleich die Zeit der Weltwirtschaftskrise auch für S. mit längerer Arbeitslosigkeit verbunden war, setzte er sich vehement für die Weiterentwicklung des Segelflugsports ein. Er selbst bildete Anfang der 1930er Jahre zahlreiche Angehörige der Reichswehr, aber auch eine erste Gruppe von Mädchen im Segelfliegen aus. Nach erfolgreicher Ablegung der Schlossermeisterprüfung vor der Industrie- und Handelskammer Magdeburg übernahm S. die Betreuung der technischen Einrichtungen im Magdeburger Druckhaus des Faber-Verlages und beschränkte ab 1933 seine fliegerischen Aktivitäten zunehmend auf die Bauprüfung von neuen bzw. instandgesetzten Flugzeugen sowie auf seine Arbeit als Fluglehrer. S. hat als einer der Pioniere des Segelflugs in Mitteldeutschland insbesondere in der Region Magdeburg die Entwicklung des Segelflugsports entscheidend mitbestimmt und vorangetrieben.

Literatur: Unterlagen Familie S., Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Heinz Thüm

letzte Änderung: 01.03.2005