Profft, Elmar, Prof. Dr. phil. habil.
geb. 28.05.1905 Hannover,
gest. 12.01.1978 Wernigerode,
Chemiker, Hochschullehrer.

P. studierte ab 1924 in Berlin Chemie und promovierte 1930. Zu seinen Hochschullehrern gehörte neben dem Physikochemiker Walther Nernst der pharmazeutische Chemiker Carl Mannich, dessen Arbeiten über die Aminomethylierung seine spätere Forschungstätigkeit wesentlich beeinflußten. Nach fünfjähriger Assistentenzeit an den Preußischen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalten in Landsberg/Warthe leitete er ab 1936 eine Abteilung im Forschungsinstitut Teltow-Seehof der Glanzstoff-Fabriken AG. 1947 wechselte P. in den späteren VEB Fahlberg-List Magdeburg, wo er als Leiter der wissenschaftlichen Abteilung und anschließend auch als Forschungsdirektor wirkte. Die Magdeburger Tätigkeit war ausgerichtet auf industrielle Abproduktverwertung und Schließung nachkriegsbedingter Versorgungslücken. 1955 habilitierte sich P. an der Universität Leipzig. 1956 erfolgte seine Berufung als Professor an die Technische Hochschule für Chemie Leuna-Merseburg, wo er 1961 als Rektor fungierte. Er geriet jedoch mit seinen unverhohlenen politischen Meinungsäußerungen bald in Konflikt mit der herrschenden DDR-Staatsräson und wurde von allen Hochschulfunktionen entbunden. 1962 übernahm er in Wernigerode den Aufbau und die Leitung einer Abteilung Tierarzneimittelforschung der VVB Pharmazeutische Industrie. Seit 1970 im Ruhestand, widmete sich P. im Kellerlabor seines Hauses in Wernigerode bis zum Lebensende der präparativen Chemie. Im Betrieb Fahlberg-List Magdeburg, dem Erstproduzenten des von Constantin Fahlberg 1878 entdeckten Süßstoffs Saccharin, bereicherte P. mit seinen Arbeiten über Hydroxyaminonitrobenzole die Kenntnisse über den Zusammenhang von Konstitution und Geschmack der “Intensivsüßstoffe”. Mit der Entwicklung des “Falicains” gelang es, den damaligen Engpaß an Anästhetika zu überwinden und der medizinischen Praxis ein neues Pharmakon mittels der Mannich-Reaktion aus heimischen Roh- und Zwischenprodukten zur Verfügung zu stellen. Nach 1962 wurden unter Leitung von P. mehrere Tierarzneimittel entwickelt. Etwa 150 Veröffentlichungen und 75 Patente zeugen von P. wissenschaftlichen Erfolgen. Er war langjähriger Leiter des überbetrieblichen Zentralen Arbeitskreises Organisch-chemische Zwischenprodukte und Mitherausgeber der Zeitschrift für Chemie in Leipzig. P. wurde als Verdienter Erfinder ausgezeichnet und erhielt 1961 den Nationalpreis.

Werke: Zur Kenntnis des 2,3-Oxynaphthaldehyds und der Naphthocumarine, Diss. Berlin 1930; Die Falicaine, 1954; Höhere Intensivsüßstoff-Homologe, in: Chemische Zeitung 46, H. 10, 1956, 309f.; Zur Kenntnis der Falicaine (7. Mitteilung mit Zitat der früheren Mitteilungen), in: Chemische Technik 10, 1958, 302ff.

Literatur: N. N., Nachruf auf E. P., in: Zs. für Chemie 18, H. 7, 1978, 241 (B).

Alfred Jumar