Klusemann, Ferdinand Friedrich August
geb. 09.01.1822 Löderburg,
gest. 02.10.1878 Magdeburg,
Zivilingenieur, Unternehmer.

K. war der Sohn des evangelischen Pfarrers August K. Nach Anstellungen in renommierten Maschinenbaufabriken Deutschlands, u. a. in Berlin (Borsig AG), Aachen, Düsseldorf und bei der Vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie in Buckau bei Magdeburg, absolvierte er 1847/48 seine Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger beim 26. Landwehrregiment. Magdeburg als Zentrum der Zuckerindustrie, die Börde als bedeutendes Anbaugebiet der Zuckerrübe und die Viehwirtschaft waren für K.s Entscheidung, sich mit der Rübenverarbeitung intensiver zu beschäftigen, maßgebende Faktoren. In deren Ergebnis war seine wichtigste Erfindung die Schnitzelpresse, die für die Zuckerrübenverarbeitung in der Magdeburger Börde von großer Bedeutung war. Erst mit dieser Presse war es möglich, die Rübenschnitzel haltbar zu machen und somit ein wertvolles Futtermittel für die Viehwirtschaft zu gewinnen. Da er keinen Fabrikanten für die Produktion der von ihm entwickelten Maschinen fand, folgte 1849 die Gründung der Maschinenfabrik Klusemann & Woltersdorf. Aus diesen Anfängen entwickelte K., der Mitglied im 1857 gegründeten  VDI-Bezirksverein für Magdeburg und Umgebung war, ab 1860 die Firma Friedrich August Klusemann Maschinenbauanstalt & Eisengießerei in Sudenburg, die ab 1872, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, unter dem Namen Sudenburger Maschinenfabrik & Eisengießerei AG neu firmierte. Zum inzwischen wesentlich erweiterten Produktionsprogramm gehörten der Bau von Zuckerfabrikanlagen im In- und Ausland sowie der Bau von Anlagen für chemischen Fabriken, insbesondere für Sprengstoffabriken. K. ließ sich in der damaligen Kaiserstraße (heute Otto-von-Guericke-Straße) eine Villa erbauen. Das Haus wurde 1906 an die Harmonie-Gesellschaft verkauft, die es umbaute und erweiterte. In beiden Weltkriegen diente das Gebäude als Hilfslazarett und ist heute Sitz und Spielstätte der Freien Kammerspiele. Auf K.s Wunsch errichtete nach seinem Tod die Witwe eine Familienstiftung über 60.000 RM, die für die Unterstützung Armer und Bedürftiger gedacht war.

Literatur: Weisner, Die Magdeburger Maschinenindustrie, in: Fs. zur Einweihung der Neubauten der Königlichen Baugewerkschule und der Königlichen Maschinenbauschulen zu Beginn des Wintersemesters 1907, 1907, 81–83.

 Bildquelle: *Hartwig K., Wiesbaden (privat).

Horst-Günther Heinicke