Mertens, August, Prof.
Dr. phil. |
M. besuchte die Schule und das Gymnasium in Gardelegen und Magdeburg, studierte 1882–86 Naturwissenschaften in Berlin, war nach 1888 als Lehrer an verschiedenen höheren Lehranstalten in Magdeburg tätig und arbeitete nebenbei ehrenamtlich am Magdeburger Museum für Naturkunde. 1891 promovierte er mit einer Arbeit über “Die südliche Altmark” und wurde 1906 zum Professor ernannt. M. gehörte ab 1900 dem Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg an, wurde im selben Jahr zum Vorsteher des Vereinsmuseums gewählt und war 1906 bis 1929 als erster hauptamtlicher Direktor des Städtischen Museums für Natur- und Heimatkunde tätig. Unter seiner Leitung erfolgte die systematische Neuordnung der gesamten musealen Bestände in den Hauptabteilungen Mineralogie, Petrographie, allgemeine Geologie, Paläontologie, Vorgeschichte, Völkerkunde, Zoologie, Botanik und Kulturgeschichte sowie der planmäßige Ausbau der Sammlungen europäischer Säugetiere (Bibersammlung), der völkerkundlichen und vorgeschichtlichen Bestände. Insbesondere die Amphibien- und Reptiliensammlungen des Kustos Willy Wolterstorff wurden stark vermehrt und zählten bald zu den weltweit umfangreichsten Beständen dieser Art. M. verwaltete das Museum mit Umsicht und warb große Summen beim Magistrat und in der Magdeburger Bürgerschaft zum Ankauf wertvoller Stücke ein. Durch zahlreiche Schenkungen konnten dem Museum u. a. eine reichhaltige Drogensammlung, bedeutende Käfer- und Schmetterlingssammlungen und wichtige ethnographische Exponate hinzugefügt werden. M. verknüpfte die konservatorischen Aufgaben des Museum konsequent mit einer praktischen Nutzung der Bestände und Einrichtungen über den Museumsbetrieb hinaus. Als Geschäftsführer des Sächsischen Provinzial-Komitees für Naturdenkmalpflege baute er das Museum für Naturkunde in Magdeburg zur deutschen Zentralstelle für Biberforschung aus, in der er sich durch eigene Forschungen besondere Verdienste erwarb. Als Vertrauensmann für die Provinz Sachsen oblag ihm der Schutz der Bodenaltertümer und ihre Bergung. M. leitete zudem das mit dem Museum verbundene Schädlingsamt und beriet in dieser Eigenschaft Behörden und Privatpersonen in Fragen der tierischen und pflanzlichen Schädlingsbekämpfung. Sein Bestreben, das Museum in einem neuen und größeren Bau zu einer Volksbildungsstätte mit Hörsälen, Lesezimmern und Arbeitsräumen weiterzuentwickeln, ließ sich in seiner Amtszeit nicht realisieren.
Werke: Zwei bemerkenswerte Biberbauten in der Nähe von Magdeburg, 1914; Vom Biber an der Elbe, in: Naturdenkmäler, Bd.3/4, H. 24, 1922; (Hg.) Fs. zur 10. Tagung der Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte vom 1. bis 7. Sept. 1928 (2 Bde), 1928.
Literatur: Rudolf Weidenhagen, 50 Jahre Magdeburger Museum für Natur- und Heimatkunde, in: MonBl 1925, 329–336 (*B); Karlheinz Kärgling, Ein neuer Zugang zur internationalen Museumsszene, in: Magdeburg. Portrait einer Stadt, 2000, 541ff.
Ingrid Böttcher
letzte Änderung: 28.02.2005