Wernicke, Johann Andreas
geb. 23.01.1815 Kleinwulkow/Kreis Jerichow II,
gest. 01.09.1861 Darjeeling (Indien),
evangelischer Missionar.

Der erste Sohn des Ackermanns Johann Andreas W. in Kleinwulkow wurde 1830 von Pfarrer Ferdinand Hachtmann konfirmiert und besuchte dessen Missionsstunden. Schon im Konfirmandenunterricht weckte Hachtmann in ihm das Interesse für eine evangelische Missionstätigkeit. Nachdem W., seine Schwester und sein Freund Joachim Stölke aus Glöwen sich entschieden hatten, ihr Leben in den Dienst der Verbreitung der Lehre Jesu zu stellen, übernahm Hachtmann selbst ihre Zurüstung für den Missionsdienst im Auftrag von Johannes Evangelista Goßner. Zum Vorbereitungsdienst trafen sich die jungen Leute täglich im Großwulkower Pfarrhaus. W. u. a. wurden 1838 als einige der ersten Missionare für Ostindien von der Missionsgesellschaft Berlin II (Goßner-Mission) übernommen, die sie Anfang Juli des Jahres nach Ostindien sandte. Im englischen Hull heiratete W. die mitreisende Schwester seines Freundes. Von Liverpool aus traten sie mit dem Segelschiff “Blorange” die fünfmonatige Seereise nach Kalkutta an, zogen sofort nach Hajipur weiter, wo sie im Januar 1839 die Missionsarbeit aufnahmen. Dort schlossen sie sich dem Freimissionar William Start an, der sie 1841 nach Talwar nahe der Stadt Darjeeling beorderte. Der Missionsdienst litt unter den schwierigen Lebensbedingungen, die durch das Erlernen der Sprache, die für das eigene Auskommen notwendige Arbeit und die fremde Kultur gezeichnet waren, und hatte zudem wenig Erfolg. Start zog sich 1843 aus der Missionstätigkeit zurück und überließ die Familien mittellos ihrem Schicksal. W. mußte Talwar verlassen, siedelte in Darjeeling und begann zur Sicherung seines Lebensunterhalts mit dem Teeanbau. Die Strapazen der täglichen Schwerstarbeit im Dschungel des Hochlands, Grenzkonflikte mit Nepal und besonders der indische Aufstand 1857 komplizierten mit ihren Schrecken die schwierige Lage der Familie und zehrten W.s Kräfte auf, der nach zehnjähriger Krankheit, erst 47jährig, starb. Die Witwe ermöglichte ihren Kindern den Schulbesuch in Darjeeling und Kalkutta und sorgte dafür, daß die Söhne den Teeanbau erlernten, um sich eine Existenz zu sichern. Sie bearbeiteten vorerst die Teegärten des Vaters, erwarben später eigene Plantagen, züchteten erfolgreich und stiegen zu den sogenannten Teebaronen des bekannten Darjeeling-Tees auf. W.s Witwe, als Missionarin und “Mutter W.” von Christen und Nichtchristen verehrt, starb 1913 im Alter von 96 Jahren in Darjeeling. W. und seine Frau blieben bis zu ihrem Tod Goßners Anliegen treu, “allein durch christliches Leben den Heiden ein Licht zu sein”.

Literatur: Archiv des Geschichtskreises Wulkow-Wust: Paul Gerhard, Am Abend wird es Licht sein, 1904; Arend Vollers, Darjeeling. Land des Tees am Rande der Welt, 1981, 18–27, 65–69; Achim Kühne-Henrichs, Die Teepflanzer aus Brandenburg, in: Querverbindungen, 1994, 1–8.

Bildquelle: *Sammlung Karlheinz Stephan, Großwulkow (privat).

Karlheinz Stephan

letzte Änderung: 02.03.2005