Wahl, Friedrich
geb. 10.06.1907 Bad Salzschlirf,
gest. 21.10.1973 Magdeburg,
Oberingenieur, Chefingenieur.

W. besuchte das Realgymnasium in Schönebeck und studierte 1925–29 an der Staatlichen Gewerbeakademie Chemnitz in der Fachrichtung Textilmaschinen. Nach dem Abschluß als Ingenieur absolvierte er an der Chemischen Fakultät der Technischen Hochschule Dresden ein dreisemestriges Zusatzstudium. Danach arbeitete er als Werkstudent in verschiedenen Maschinenbau- und Gießereibetrieben der Region Magdeburg. 1936 begann er in der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG Magdeburg als Kontrolleur und übernahm 1943 als Hauptabteilungsleiter die Kontrolleitung sowie 1944–45 die Hauptkontrolleitung des Auslagerungswerkes Nordwerke AG Nordhausen. Nach dem II. Weltkrieg setzte er 1948 seine berufliche Tätigkeit als Betriebsleiter in der Firma Albert Busch K. G., Betrieb Harzgerode, fort und war wesentlich am Aufbau dieses Unternehmens beteiligt. 1949 kehrte er als Oberingenieur nach Magdeburg zurück und übernahm die Kontrolleitung des SAG-Betriebes Gerätewerke Magdeburg, vormals Schäffer & Budenberg, des späteren VEB Meßgeräte- und Armaturenwerkes “Karl Marx” (MAW), in dem er bis 1972 als Chefingenieur der Entwicklungsabteilung tätig war. Während seiner Tätigkeit bei den Junkers-Werken erwarb W. sich besondere Verdienste bei der Einführung vollautomatischer Kontrollen u. a. in der Fertigung von Zylinderköpfen für Flugmotoren der Flugzeuge JUMO 213 auf der vollautomatischen Fertigungsstraße, die bis 1944 durch Walter Möbius konzipiert und in Betrieb genommen wurde. Seine Leistungen zur Qualitätssicherung waren für die damalige Zeit richtungsweisend. Als Spezialist für Fertigungsqualität sicherte er die Herstellung der Triebwerke für den Strahljäger Me 262 in der Nordwerke AG und mußte sich deshalb 1945–48 durch eine Tätigkeit als Waldarbeiter dem Zugriff des sowjetischen Militärs bzw. der Verwaltungsbehörden entziehen. Nach 1949 sah er seine wichtigste Aufgabe im Wiederaufbau und in der Sanierung des späteren MAW. Durch ein neues Ausrichten des Kontrollwesens gelang es ihm, das Absinken der Qualität des SAG-Betriebes abzufangen und die Grundlagen hoher Qualitätsansprüche zu schaffen. Seine spätere Schaffenszeit war eng mit der Entwicklung und Fertigung von Kraftwerksarmaturen für den Aufbau der Kohlekraftwerke in der DDR verknüpft. Als langjähriges Mitglied der Expertengruppe des Volkswirtschaftsrates und als Auftragsleiter für Sicherheitsventile hatte er bedeutenden Anteil an der Entwicklung und Profilierung des MAW. W. war seit 1941 Mitglied des Ausschusses für Industrielle Fertigung des VDI, seit 1951 Vorsitzender des Fachausschusses Prüf- und Meßwesen in der Kammer der Technik. Seine Leistungen wurden mit mehreren staatlichen Auszeichnungen gewürdigt. Er trat 1972 in den Ruhestand.

Literatur: Günter Spur, Vom Wandel der industriellen Welt durch Werkzeugmaschinen. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung der Fertigungstechnik, 1991; Unterlagen Friedrich Wahl, Magdeburg (privat).

Bildquelle: *ebd.

Friedrich Wahl

letzte Änderung: 01.03.2005