Möbius, Robert Walter
geb. 25.02.1901 Richzenhain,
gest. 01.02.1976 Aachen,
Oberingenieur, Chefkonstrukteur.

Der Sohn des Schneidermeisters Robert M. besuchte die Bürgerschule in Waldheim, lernte anschließend 1915–19 den Beruf eines Maschinenzeichners in der Werkzeugmaschinen-Fabrik Diezmann & Schönherr in Erlau und war in der gleichen Firma bis zum Beginn seines Studiums als Maschinenzeichner sowie in der Werkstatt tätig. 1921–24 absolvierte er ein Studium zum Maschineningenieur am Technikum Mittweida, das er mit sehr gutem Erfolg abschloß. Es folgten Konstrukteursjahre in den Firmen Pittler in Leipzig und Gebrüder Heikemann in St. Georgen/Schwarzwald. Von 1929 bis zum Ende des II. Weltkrieges wirkte M. als Oberingenieur und Chefkonstrukteur in der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik. Ihm wurde ebenfalls die Leitung des Sondermaschinenbaus der Junkers-Flugzeugwerke in Magdeburg übertragen. Während seines Wirkens von 1936–44 entstanden unter seiner Leitung typische Konstruktionen von Universaldrehbänken, Drehautomaten und Sondermaschinen speziell für den Flugzeugbau. Als herausragend ist die erste vollautomatische Taktstraße zu nennen, mit der 1944 Zylinderköpfe der Motoren für die Flugzeuge JUMO 213 in Massenfertigung produziert wurden. Diese Taktstraße hatte bereits die Länge von 25 m, war mit Einheitsgestellen auf Aufbaueinheiten ausgerüstet und mit einer automatischen Qualitätskontrolle von Friedrich Wahl versehen. Während Teile der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik 1944 nach Muldenstein bei Bitterfeld ausgelagert werden sollten, befaßte sich M. bereits mit der Entwicklung und Konstruktion von fabrikmäßig hergestellten Bauten in Zellenbauweise nach dem Baukastenprinzip. Dieses Konzept setzte er nach dem II. Weltkrieg weiter praktisch um. 1948–54 übernahm M. die Direktion der Konstruktion in der Gildemeister AG in Bielefeld. Aufsehen erregten seine Neuentwicklungen von Revolverdrehmaschinen in Schalenbauweise mit Programmsteuerung. Nach seinem Ausscheiden blieb er langjähriger Berater dieser Firma, übernahm als Dozent eine verantwortungsvolle Aufgabe am Laboratorium der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und stellte durch sein Wirken eine wichtige Verbindung zwischen Lehre und Praxis her. Gleichzeitig führte er nach seiner Pensionierung ein Konstruktionsbüro in Aachen, befaßte sich hier mit Neuentwicklungen für die Industrie, aber auch mit Fragen der Vereinheitlichung und Standardisierung von Drehbänken für den europäischen Markt, der Idee einer EURO-Drehbank. M.s Vorstellungen zur Vereinheitlichung, Typisierung und Automatisierung waren mitbestimmend für die Entwicklung des deutschen und europäischen Werkzeugmaschinenbaus.

Nachlaß: Hans-Gerold M., Schloß Holte.

Literatur: Günter Spur, Vom Wandel der industriellen Welt durch Werkzeugmaschinen. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung der Fertigungstechnik, 1991.

Bildquelle: *Hans-Gerold M., Schloß Holte (privat).

Herbert Wiele

letzte Änderung: 28.02.2005