Riedel, Heinrich August
geb. 25.08.1748 Schleiz,
gest. 16.12.1810 Berlin,
Maler, Baumeister, Geheimer Oberbaurat.

Der Sohn des Gräflich Erbachschen Hofmalers und Hofbaumeisters Johann Gottlieb R. in Schleiz wurde zunächst von seinem Vater unterrichtet, bei dem er auch die Grundlagen der Mathematik, Physik, Architektur und im Zeichnen erlernte. Die Familie siedelte 1763 nach Bayreuth über, wo Johann Gottlieb R. zunächst als Kastellan der Eremitage tätig war und 1771 in der Nachfolge Rudolf Heinrich Richters die Leitung des fürstlichen Hofbauamtes übernahm. R. besuchte in Bayreuth die Kunstakademie und vollendete seine Ausbildung zum Hofbaumeister. Über die Markgräfin Wilhelmine machte R. die Bekanntschaft Friedrichs II., der sein Talent erkannte und ihn 1769 nach Berlin berief. Dort avancierte er nach Vervollkommnung seiner Kenntnisse und Ausführung verschiedener Bauten 1775 zum Bauinspektor und war seit 1778 als Assessor, später als Oberbaurat und seit 1787 als Geheimer Oberbaurat im Oberbaudepartment, der obersten Baubehörde Preußens, tätig – zuletzt gemeinsam mit dem Baumeister David Gilly als Direktor dieser Behörde. 1782 betraute ihn Friedrich II. mit der Urbarmachung des Drömlings, einer ausgedehnten, sumpfigen Waldlandschaft bei Oebisfelde. Die bedeutendste Meliorationsmaßnahme in der Altmark, die er mit großem persönlichen Einsatz gegen die Widerstände von angrenzenden Landesbehörden und aus der Drömlings-Bevölkerung durchsetzte, ist untrennbar mit R.s Namen verbunden. Dabei wurden nach ausführlichen Vermessungsarbeiten unter widrigsten Bedingungen das Flußbett der Ohre aufgegraben, ca. 200 Kilometer Gräben und Binnenkanäle angelegt, Stauanlagen, Brücken und Dämme gebaut. Vier Grabenmeistereien und eine Obergrabenmeisterei dienten der Unterhaltung der Anlagen. Unterstützt wurde R. seit 1784 durch seinen jüngeren Bruder Georg August R., der 1796 zum Obergrabeninspektor ernannt wurde. 1800 wurden zudem die ersten von 35 Kolonisten auf einem Teil des neu gewonnenen Landes angesiedelt. 1801 waren die Meliorationsarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen und R. kehrte nach Berlin zurück, wo er weiterhin als Baumeister, Maler und Zeichner tätig war. Die Urbarmachung des Drömlings bildete die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. An die Urbarmachung des Drömlings unter R.s Leitung erinnert ein Gedenkstein an der Ohrestauanlage Kämkerhorst.

Werke: Ausführliche Anleitung zur Strohm- und Deichbaukunde, 1800.

Literatur: Thieme/Becker 28, 317; Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 13, 1843; Johannes Maenß, Die Entwässerung des Drömlings, in: GeschBll 12, 1877, 249–279; Wilhelm Zahn, Der Drömling. Ein Beitrag zur Geschichte und Landeskunde der Altmark. Fs. zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Drömling-Corporation, 1905; ders., A. R. Obergrabeninspektor im Drömling, in: Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte zu Salzwedel, Bd. 33, 1906, 67-78; Karl Sitzmann, Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, 1957.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 03.03.2005