Pfeiffer, Gustav Adolf
geb. 15.11.1837 Lentschen bei Posen,
gest. 07.12.1902 Magdeburg,
evangelischer Pfarrer, Stiftungsgründer.

Der Sohn des Lehrers Friedrich P. besuchte das Gymnasium in Züllichau, studierte evangelische Theologie in Berlin und trat danach in Züllichau zunächst eine Stelle als Lehrer am Gymnasium, später eine Hauslehrerstelle an. 1869 übernahm er das Pfarramt in Fraustadt, avancierte dort bereits 1870 zum Superintendenten der Diözese Fraustadt und Lissa. Mitte 1881 wurde P. zum Superintendenten des Kirchenkreises Jerichow I und zum Pfarrer an St. Briccius in Cracau bei Magdeburg berufen. Mobilisiert durch die schwierige soziale Lage vieler Menschen im Industriearbeiterwohnort am Rande Magdeburgs – Kinder, Alte und Behinderte wurden nicht betreut, während Frauen und Männer meist ganztätiger Fabrikarbeit nachgingen –, richtete P. hier mit Hilfe des Vaterländischen Frauenvereins bereits 1882 eine Kleinkinderschule und eine Gemeindepflegestation ein, für die er auch eine Halberstädter Diakonisse berief. 1889 gründete er das Altenpflegeheim Johannesstift (später Pfeiffer'sche Stiftungen), in dem zwei weitere Diakonissen für Altenpflege tätig waren. 1891 kam das Dorotheenhaus für debile Kinder hinzu, im Oktober 1893 konnte das Männerpflegeheim eingeweiht werden. Nachdem 1893 eine statistische Erhebung einen Bestand von 4.000 Körperbehinderten (sogenannten Krüppeln) in der Provinz Sachsen (25.000 im Deutschen Reich) ergeben hatte, brachte P. 1894 eine landesweite Initiative für den Aufbau einer zentralen Körperbehindertenfürsorge auf den Weg, in deren Folge zahlreiche Geldsammlungen veranstaltet wurden (u. a. 1897 eine Flugblatt-Sammlung für körperbehinderte Kinder). Im Mai 1899 erfolgte die Einweihung des durch Spendenmittel errichteten Samariterhauses, der Kirche und drei weiterer Häuser, der im Oktober 1899 der Aufruf an die Gemeinden der evangelischen Kirche Deutschlands folgte, Frauen und junge Mädchen in die Arbeit der Pflegehäuser als Diakonissen zu schicken. Bereits im Mai 1900 wurde daraufhin ein eigenes Diakonissen-Mutterhaus gestiftet. Die von P. mit großem Engagement begründeten und gezielt ausgebauten Anstalten der Inneren Mission der Evangelischen Kirche in Deutschland führten zur Errichtung einer großen diakonischen Einrichtung am Rande der Stadt Magdeburg. Die Altenpflege-, Krüppelpflege-, Heil-, Lehr- und Ausbildungsanstalten widmeten sich der Verbesserung der sozialen Verhältnisse, des Lebens und der Bildung der Bewohner sowie der beruflichen Ausbildung von Körperbehinderten. Nach dem Tod P.s wurde das Johannesstift zu Ehren seines Gründers in Pfeiffer'sche Stiftungen umbenannt. Seine aufopferungsvolle Arbeit wurde durch Martin Ulbrich gezielt fortgesetzt.

Literatur: Nachrichten aus den P.schen Anstalten zu Magdeburg-Cracau, 1903 ff.; Jb. der P.schen Anstalten zu Cracau bei Magdeburg, 1911ff.; Martin Ulbrich, Die Geschichte des Diakonissenmutterhauses P.sche Anstalten zu Magdeburg-Cracau 1889–1928, 1928; Fs. 75 Jahre P.sche Stiftungen, 1964, 5–17 (B); Otto Rössig, G. A. P. Gründer der P.schen Stifftungen in Magdeburg-Cracau, 2002 (B).

Archivalien:  Archiv der P.schen Stiftungen Magdeburg: Akten und Unterlagen; AKPS: Rep. A, Spec. P, P 144 (PA).

 Bildquelle: *P.sche Stiftungen, Magdeburg-Cracau: Ölgemälde.

Ursula Pape